KI und WIR: Die digitale Diskrepanz – Verantwortung und Vertrauen
Der Mensch bleibt in vielen essenziellen Bereichen gegenüber der KI unverzichtbar, weil er in der Lage ist, das Rationale mit dem Emotionalen, das Analytische mit dem Intuitiven und das Objektive mit dem Sozialen zu verbinden.
Verantwortung und Vertrauen: Die digitale Diskrepanz – Die KI und WIR
Künstliche Intelligenz unterstützt uns, hilft uns und … überholt uns. In vielen Bereichen, aber bei weitem nicht überall. An vielen Stellen ist uns in diesem Spiel die KI überlegen. Aber das Spielfeld ist auch größer geworden. In Bereichen, die eine tiefere, empathische und soziale Dimension umfassen, also sozusagen im zentralen Mittelfeld des Lebens, ist der Mensch nach wie vor oben auf. Qualitäten und Fähigkeiten, die über reine Funktionalität hinausgehen, heben den Mensch, das Menschsein von der KI ab. Sechs Kategorien habe ich dazu identifiziert. Veränderung, Verstehen, Verbundenheit und Verlässlichkeit habe ich in den beiden Artikel zuvor beschrieben. Sicher nicht umfassend. Aber vielleicht fördernd für das Bewusst-werden dieser Stärken; die es nun auszubauen und zu nutzen gilt. Und hier die letzten beiden, die beiden wichtigsten Kategorien.
Verantwortung … im Jetzt
Die Übernahme von Verantwortung ist eine zutiefst menschliche Fähigkeit, die sich in Entscheidungen, Handlungen und dem Umgang mit den Folgen dieser Handlungen zeigt. Menschen nehmen Verantwortung bewusst wahr und handeln aus moralischen und ethischen Überzeugungen heraus. Sie können reflektieren, welche Auswirkungen ihr Handeln – oder auch ihr Nichthandeln – auf andere und die Gesellschaft hat, und sich entsprechend anpassen. Darum stürzen sich Menschen zum Beispiel unter Lebensgefahr in reißende Fluten, um ertrinkende Hunde zu retten – oder retten andere Menschen aus brennenden Autos in dem Wissen, dass diese jederzeit in die Luft gehen könnten. Wir treffen Entscheidungen, die das Leben anderer Menschen, aber auch anderer Lebewesen massiv beeinflussen – ohne dass wir das eigentlich müssten. Wir können die individuellen Umstände, Werte und Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigen und bewerten und darauf gründend unsere zum Teil ja auch gefährlichen Entscheidungen treffen.
Verantwortung bedeutet auch, Fehler anzuerkennen und deren Konsequenzen zu übernehmen. Wenn wir einen Fehler gemacht haben, dann sind wir in der Lage, aus uns heraus Wiedergutmachung zu leisten, uns zu entschuldigen und wir versuchen in der Regel, das Vertrauen wieder herzustellen. Grundsätzlich lernen wir Menschen aus unseren Fehlern und wir entwickeln uns so permanent weiter – zumindest die meisten von uns …
Verantwortung … für das, was kommt
Ein weiterer Punkt ist das vorausschauende Verantwortungsbewusstsein, das uns dazu bringt, Handlungen nicht nur auf den direkten Nutzen, sondern auf deren mögliche Folgen für andere zu überprüfen. Nehmen wir Dürrenmatts Physiker, die sich aus Verantwortung freiwillig als Spinner in ein Irrenhaus sperren lassen, um ihre monströse Entdeckung vor der Welt geheim halten zu können. Was ihnen dann aber doch nicht gelingt. Aber diese Art des Denkens – die Abwägung des eigenen Vorteils gegenüber den möglichen Kosten für die Gesellschaft – ist eine zentrale Komponente menschlicher Verantwortung – und schwer in Algorithmen zu erfassen.
Verantwortung umfasst zudem das ethische Bewusstsein, Entscheidungen so zu treffen, dass sie im Einklang mit menschlichen Werten stehen. Ein Mensch kann erkennen, wenn eine Entscheidung gegen seine Werte und Moralvorstellungen verstößt, und ist bereit, seinen Kurs zu ändern. Auch hier muss leider wieder angemerkt werden: Nicht alle. Aber grundsätzlich besteht diese Fähigkeit, sich durch Reflexion an inneren Prinzipien zu orientieren und nach dem „richtigen“ Weg zu suchen.
Auch in der Verantwortung für das Wohl künftiger Generationen zeigt sich ein klarer Unterschied zwischen uns und der KI. Wir sorgen uns nicht nur um den kurzfristigen Erfolg, sondern haben ein Bewusstsein für die langfristigen Auswirkungen unseres Handelns auf Umwelt, Gesellschaft und kommende Generationen. Diese Bereitschaft, persönliche Interessen zurückzustellen, um das größere Wohl zu fördern, ist etwas, was uns auszeichnet. Wobei es wohl einen enormen Unterschied gibt zwischen Bewusstsein und Handeln … was diese Fähigkeit unterm Strich mehr als torpediert.
Vertrauen … ist Beziehung
Vertrauen ist die Basis jeder beständigen Beziehung zwischen Menschen. Menschen bauen Vertrauen nicht nur durch Verlässlichkeit auf, sondern vor allem durch Authentizität, Empathie und Verbindlichkeit. Vertrauen, das Menschen miteinander verbindet, basiert auf mehr als nur Zahlen und Algorithmen – es ist vielmehr das Vertrauen in die Absichten und bereits erlebter Integrität.
Vertrautheit und Freundschaft beruhen darauf, dass wir uns gegenseitig verstehen, uns füreinander einsetzen und die Bedürfnisse des jeweils anderen wahrnehmen. Dieses Vertrauen wächst über die Zeit immer mehr. Vertrauen baut sich über gemeinsam erlebte Situationen und geteilte Emotionen auf. Wir können unsere Intentionen ausdrücken, Schwächen zeigen und ein Verständnis füreinander entwickeln, das weiterhin als Grundlage für Vertrauen gelten kann. Ein Mitarbeiter vertraut seinem Kollegen, weil dieser sich auch in schwierigen Situationen bewährt hat, seine Versprechen hält und bereit ist, gemeinsam Probleme zu bewältigen.
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Vertrauen … ist emotionale Berechenbarkeit
Ein weiterer Aspekt ist die Transparenz menschlicher Absichten. Wir können unsere Handlungen erklären, unsere Werte kommunizieren und damit so etwas wie Sicherheit geben, dass unsere Entscheidungen im Sinne auch der anderen sind. Zwischenmenschliche Klarheit ist mehr als wertvoll und baut Vertrauen auf. Belegen lässt sich dies vor allem dann, wenn das Gegenteil zutrifft: Fehlende Klarheit schürt Misstrauen.
Vertrauen bedeutet auch, in Krisensituationen zu wissen, dass jemand da ist, auf den man sich verlassen kann. Die Fähigkeit, in persönlichen Krisen oder emotional anspruchsvollen Situationen zur Seite zu stehen, zeichnet uns als Menschen aus. Wir sind nicht nur rational verfügbar, sondern bringen emotionale Unterstützung mit – wir bieten Halt, wenn die Situation schwierig wird. Auch wenn wir keine Lösung haben.
Eine weitere wertvolle Diskrepanz zwischen Mensch und KI.
- Teil des Artikels „KI und WIR – Veränderung und Verstehen“
- Teil des Artikels „KI und WIR – Verbundenheit und Verlässlichkeit“
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Dr. phil. Markus Reimer ist Keynote-Speaker und Lead Auditor für Managementsysteme.