KI und WIR: Die digitale Diskrepanz – Veränderung und Verstehen

Qualitäten und Fähigkeiten, die über reine Funktionalität hinausgehen heben den Mensch, das Menschsein von der KI ab. Aber sowas von!! 

Das Spiel mit der und gegen die Künstliche Intelligenz 

Künstliche Intelligenz, ob man sie nun so nennt oder nicht, integriert sich zunehmend, ob man das nun will oder nicht, in unser Leben. Die Frage nach den zukünftigen Rollenbildern von Mensch und Maschine gilt es zu beantworten. Wenn es darum geht, technische Aufgaben zu automatisieren und datenbasierte Analysen in Bruchteilen von Sekunden in bestechender Form zu servieren, zeigt die KI beeindruckende Leistungen. Nennt man das ein Spiel, dann hat dieses Spiel der Mensch, also wir schon heute verloren. Das ist aber gar nicht mal so neu. Das Spielfeld ist nur größer geworden. In Bereichen, die eine tiefere, empathische und soziale Dimension umfassen, also sozusagen im zentralen Mittelfeld des Lebens, ist der Mensch aber nach wie vor oben auf. Qualitäten und Fähigkeiten, die über reine Funktionalität hinausgehen heben den Mensch, das Menschsein von der KI ab. Sechs Kategorien habe ich dazu identifiziert. Sie alle stehen in einem Zusammenhang mit- und untereinander.

 

Der Mensch: Die sechs „V“s gegen die Künstliche Intelligenz

In der „Veränderung“ entfaltet sich menschliche Kreativität, die Neugier und der Drang nach Innovation und auch die Fähigkeit, flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren. Das „Verstehen“ wiederum zeigt sich in der menschlichen Empathie und der Fähigkeit, über rein logische Zusammenhänge hinaus das emotionale und kulturelle Umfeld des Gegenübers zu erfassen. Die „Verbundenheit“ spielt unter den Menschen eine herausragende Rolle, wenn sie Beziehungen aufbauen, Loyalität entwickeln und in Krisensituationen füreinander da sind. Die „Verlässlichkeit“ des Menschen geht über das Erfüllen von Aufgaben hinaus, da sie den eigenen Stellenwert für andere und damit Selbstreflexion und Lernbereitschaft umfasst.

Die „Verantwortung“ selbst ist ein tief verankerter Wert, der uns als Menschen antreibt, moralisch und ethisch korrekt zu handeln und sich wiederum für das Wohl anderer einzusetzen. Und schließlich ist da die zentralste Kategorie: das „Vertrauen“, das sich nur über gemeinsame Erfahrungen, Authentizität und das gegenseitige Einhalten von Versprechen langsam entwickeln kann. Um es salopp auszudrücken: Diese Kategorie ist der KI nicht nur fremd, sie ist ihr sogar komplett wurst!

Der Mensch bleibt in vielen essenziellen Bereichen unverzichtbar, weil er in der Lage ist, das rationale mit dem emotionalen, das analytische mit dem intuitiven und das objektive mit dem sozialen zu verbinden. Werfen wir einen Blick auf uns selbst …

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Veränderung und Verstehen: KI und Wir

 

Veränderung … meint Kreativität

Während die KI über vorhandene und abgreifbare Daten an klaren Datenmustern hängt, zeigt der Mensch eine immer wieder bemerkenswerte Flexibilität im Umgang mit Ungewissheit. Dies setzt die Bereitschaft zur Veränderung voraus. Diese lebt wiederum von Kreativität, also vom Durchbrechen von bekannten Mustern. Wir besitzen die sicherlich sehr außergewöhnliche Fähigkeit, auch mit wenigen Informationen oder sogar widersprüchlichen Rahmenbedingungen kreative Lösungen zu entwickeln. Ein Beispiel dafür ist die Problemlösung in Krisensituationen, in denen schnelle, intuitive Entscheidungen gefragt sind. Mit „Not macht erfinderisch“ bringt es der Volksmund auf den Punkt. Die KI kennt keine Not.

Menschliche Kreativität beruht nicht nur, aber trotzdem vor allem auf sozialer und emotionaler Intuition. In einem Brainstorming etwa schaffen wir durch spontane Einfälle und Assoziationen zu diesen Einfällen völlig neue Lösungsideen – zumeist ohne Rückgriff auf vorhandene Daten. Unser Zusammenspiel von Gedanken baut oft auf kulturell und emotional geprägten Einflüssen auf. So werden auch neue ästhetische Ansätze in Kunst und Design geboren, die weit entfernt von Algorithmen sind. Sie basieren auf rein subjektiven Gefühlen und individuellen Erlebnissen; eine Grundzutat für Innovation. Und damit zurück zum Durchbrechen von Mustern: Die Entstehung sozialer Netzwerke zum Beispiel wäre ohne eine solche kreative Denkweise nicht möglich gewesen. Was zunächst als bloßes Tool zur Vernetzung unter Studenten gedacht war, wurde durch die Einbeziehung emotionaler und sozialer Aspekte zu einem Phänomen, das die Gesellschaft weltweit und das nachhaltig verändert hat.

 

Veränderung … ist vielleicht Risiko

Dazu kommt, dass Menschen auch unter Unsicherheit und Risiko Neues wagen können. Viele Unternehmer entwickeln etwa mutige Produktideen, obwohl es keine klaren Marktanalysen gibt, die den Erfolg garantieren. Die Fähigkeit, ein Bauchgefühl zu haben und intuitiv Entscheidungen zu treffen, ist einzigartig menschlich und oft der Auslöser für Trends. Gerd Gigerenzers Klassiker „Bauchentscheidungen“ belegt dieses Phänomen eindrucksvoll.

Auch die Neugier des Menschen führt ihn auf Wege, die rein ökonomisch zunächst wenig Sinn ergeben. Der Flug zum Mond, zum Mars oder ganz allgemein die Erforschung des Weltraums: Skalierbar ist durchaus etwas anderes. Manchmal ist es auch der Zufall, der bei der Entdeckung von etwas Neuem durch einen Menschen die entscheidende Rolle spielt. Ein klassisches Beispiel ist die Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming, der zufällig auf das potenzielle Antibiotikum stieß. Es ist hier aber nicht auszuschließen, dass die KI auch solche völlig neuen Querverbindungen oder -möglichkeiten sehr bald erschließen kann. Einer der Gründerväter der heute verfügbaren KI-Anwendungen, der Nobelpreisträger von 2024 Geoffrey Hinton, prognostiziert genau das – und es bereitet ihm erhebliches Unbehagen. Die KI hat sich dann eine menschliche Fähigkeit dazugeholt …

 

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Verstehen … und zwar die anderen 

Ein wesentliches Element menschlicher Intelligenz ist die Fähigkeit, Zusammenhänge nicht nur logisch, sondern auch intuitiv zu verstehen. Das tiefere, kontextbezogene Verständnis komplexer Zusammenhänge bleibt dem Menschen vorbehalten. Eine gute Ärztin beispielsweise kombiniert ihr medizinisches Wissen mit ihrer empathischen Wahrnehmung des Patienten und seiner sozialen Situation – ein Verstehen, das weit über die reine Erkennung von Mustern und Symptomen hinausgeht.

Wir sind als Menschen in der Lage, uns in die Lage anderer hineinzuversetzen, ihre Bedürfnisse und Emotionen nachzuempfinden und auf dieser Basis zu handeln. Diese Form des Verstehens ist besonders in sozialen Interaktionen unerlässlich – so zum Beispiel in der Interaktion mit Kundinnen oder Mitarbeitern. Die Fähigkeit, nicht nur kognitiv-rational, sondern auch emotional-empathisch zu verstehen, schafft eine Verbindung zu und zwischen Menschen, die über Fakten und Zahlen hinausgeht. Das ist … menschlich!

 

Verstehen … uns selbst

Menschen verfügen zudem über die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Auch wenn – zugegeben – sie nicht alle nutzen. Aber wir können nicht nur Wissen erwerben, sondern auch eigene Denkprozesse kritisch hinterfragen und anpassen. Diese Fähigkeit erlaubt es uns, in neuen oder widersprüchlichen Situationen flexibel zu reagieren, anstatt starr nach vordefinierten Anweisungen zu handeln. Im Umgang mit Komplexität ist die Selbstreflexion ein wesentlicher Schlüssel den es zunehmend zu verwenden gilt.

Ein weiteres Beispiel ist die Interpretation von Sprache. Menschen – außer Sheldon Cooper! – können Ironie, Sarkasmus oder Subtext erkennen. Nuancen, die meist nicht in Worte zu fassen sind, weil sie von Gestik, Mimik und kulturellen Kontexten abhängen. Diese Fähigkeit zur unausgesprochenen, aber vorhandenen gemeinsamen Kontextdeutung macht es uns möglich, Kommunikationssignale intuitiv im beabsichtigten Sinne zu verstehen.

 

Verstehen … auf der Meta-Ebene

Verstehen ist zudem eng mit dem Begriff des „Sinns“ verbunden. Wir sind darauf ausgerichtet, in unserem Leben und Handeln einen Sinn zu suchen. Der Ursprung praktisch jeder Religion. Diese Sinnsuche prägt unser Verstehen auf eine Weise, die weit über bloße Informationsverarbeitung hinausgeht und Werte, Moral und Zielsetzungen integriert. Der Mensch ist grundsätzlich darauf ausgelegt, Zusammenhänge in einem größeren Kontext zu sehen und nach einer Bedeutung zu suchen. Wer kennt das nicht bei Kindern: Warum? Warum? Zuletzt: Warum ist die Banane krumm? Letzteres könnte dann die KI sogar wieder beantworten.

Verstehen bedeutet für uns zuletzt oft auch, mit Unsicherheit und Unvollständigkeit umzugehen. Wir müssen auch akzeptieren, dass nicht alles sofort und Manches gar nicht erklärbar ist. Zumindest nicht für uns Menschen …

 

2. Teil des Artikels „KI und WIR – Verbundenheit und Verlässlichkeit“

3. Teil des Artikels „KI und WIR – Verantwortung und Vertrauen“

 

 

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Dr. phil. Markus Reimer ist Keynote-Speaker und Lead Auditor für Managementsysteme.