Chancen 2023 – Das Haus des Joseph Schumpeter

Chancen 2023. Schumpeter hatte sicher recht mit seiner schöpferischen Zerstörung. Aber muss es denn gleich so viel Zerstörung auf einmal sein? Und hätte die Zerstörung eigentlich nicht in der eigenen Hand bleiben sollen? Was aber in der eigenen Hand bleibt, das ist das Schöpferische. Aber wollen wir das überhaupt?   

 

Our House: Wer ist Schumpeter? Und was ist das mit den Chancen 2023?

Das Jahr 2022, das ja so viel besser werden sollte, als das Jahr 2021, das besser sein sollte, als 2020, dieses Jahr ist nun auch vorbei. Besser ist leider nichts geworden. Und das ist Euphemismus und nichts anderes. Von Chancen 2023 zu sprechen ist fast schon verwegen. Aber fangen wir anders an.

Vor ziemlich genau 25 Jahren habe ich ein Haus gebaut. Das war damals nicht so außergewöhnlich, denn das haben viele gemacht. Ein wenig interessanter ist vielleicht die Tatsache, dass es überhaupt nicht meine Absicht war, ein Haus zu bauen. Denn dort, wo das Haus gebaut werden sollte, dort stand schon ein Haus. Dieses war zwar schon über 100 Jahre alt, aber es war da und es gehörte vor allem mir. Ich hatte es von meinen Eltern überschrieben bekommen.

Nun ist 100 Jahre kein so enorm hohes Alter, sofern die überschriebene Immobilie eine ägyptische Pyramide oder ein römisches Aquädukt ist. Aber es war ja ein Haus, in dem man grundsätzlich drin wohnen konnte. Mit einigen Abstrichen. Das stimmt. Aber mit dem Haus konnte man noch einiges machen; wenn auch nicht alles. Aber insgesamt schon viel. Man hätte natürlich enorm renovieren müssen. Und energetisch wäre es aus heutiger Sicht geradezu komplett untragbar gewesen. Aber das Haus war nun einfach mal schon da und es war meines. Und mein Gedanke war: Ein Haus ist besser als kein Haus. Und Schumpeter kenne ich nicht!

 

House of the rising sun: Schumpeter go home!!!

Ich habe einen Freund, der Architekt ist, beauftragt, dieses mein Haus mal zu begutachten, um herauszuarbeiten, was man denn damit alles machen könnte. Er meinte, dass man damit einiges machen könne; vor allem abreißen. Und dann ein neues Haus bauen. Ich war schockiert.

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Zerstörung vor Schöpferischem

Also kein Haus sollte besser sein als ein Haus? Und der nicht unwesentliche Nebeneffekt: Ich hätte erstmal Geld investieren müssen, damit da anschließend kein Haus mehr steht. Das erschien mir völlig undenkbar. Ich wollte ja mein Geld in etwas Konstruktives stecken, aber nicht in eine umfassende Dekonstruktion. Da mussten also schon viele Argumente gefunden werden, um diesen eigenartig anmutenden Plan in die Praxis umzusetzen. Die Entscheidung ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Das bereits bestehende, das mir gehörende Haus kommt weg. Ich würde also bald kein Haus mehr haben. Die Bagger rollten an, die Dekonstruktion hatte begonnen. Aus dem House of the rising sun wurde einfach nur ein empty space of rising sun. Dafür gibt es ja noch nicht einmal ein Lied. Schumpeter go home!!

 

House of fun: Schumpeter, auf einen Kaffee! Bitte!!

Nun ist es nicht verwunderlich, dass ich an dem alten Haus hing. Es war immer der Plan, dass ich dieses Haus beziehen würde. Dass es mein House of fun werden würde. Viele Menschen hängen an etwas, was sich in ihrem Besitz befindet. Was ich habe, das habe ich. Und deswegen ist es meins. Es gehört mir. Wenn ich es nicht mehr habe, dann gehört es nicht mehr mir. Das ist logisch und es ist ein bekanntes Phänomen, beschrieben mit dem sogenannten Endowement-, mit dem Besitztums-Effekt.

Kurz zusammengefasst: Das, was ich habe, das will ich nicht hergeben, auch wenn die Alternative, die ich noch nicht habe, attraktiver erscheint; und wahrscheinlich auch ist. Insofern hängen wir sehr oft an alten Dingen, die uns eigentlich mehr belasten, als guttun: sowohl privat, als auch geschäftlich. Alte bewährte, aber auch nicht mehr bewährte Dinge werden aufrechterhalten, nicht nur weil man sie kennt. Neues wird blockiert. Innovationen, etwas, was mehr Spaß machen könnte, ein neuer Status Quo können sich nicht entwickeln. Herr Schumpeter, wir sollten uns mal unterhalten. Haben Sie Zeit? Es geht um viel, vor allem zum Jahreswechsel um die Chancen 2023!

 

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Wrecking Ball: Schumpeter! Wir probieren das!

Letzteres hat der berühmte Wiener Ökonom Joseph Schumpeter im letzten Jahrhundert diagnostiziert, beschrieben und dazu eine Lösung gefunden: Die schöpferische Zerstörung. Ein Antagonismus. Aber nur, wenn man ihn nicht chronologisch versteht. Es muss erst etwas zerstört werden, um etwas Neues schaffen zu können. Dazu bedarf es einer tabula rasa, einer Zero-Base, eines Nullpunktes. Erst dann ist es möglich, wahrhaft schöpferisch zu werden.

Weil es aber so schwierig ist, eigenzerstörerisch unterwegs zu sein, wird genau diese Aufgabe auf Märkten sehr oft von „Neu-/Quereinsteigern“, von „Start-Ups“ übernommen. Weil bei Start-ups zumeist erstmal nichts vorhanden ist, muss auch nichts zerstört werden und man kann sofort nach der Idee mit dem Schöpferischen beginnen. Das Neue in Form von grünen Bussen, von Couch-Apps oder elektrischen Autos entert den Markt und stellt das Alte bei anderen in Frage. Das sind aber nicht die Chancen 2023, um die es gehen soll. Gehen muss. Aber weiter im Text:

Das bringt wiederum die, die viel bei sich zu zerstören haben, in Zugzwang. Was tun? Mitlaufen, überholen oder doch erst noch abwarten? Es gilt sorgsam abzuwägen. Denn so verlockend die schöpferischen Erfolgsgeschichten der Garagen-Unternehmen auch sind: Es gilt immer im Auge zu behalten, dass die meisten Start-ups, nämlich 90%, die ersten fünf Jahre nicht überleben. Das ist keine sonderlich gute Quote. Nur schöpferisch tätig zu sein, ist dann wohl auch nicht die Lösung. Bevor also der große Akt der Dekonstruktion stattfindet, sollte schon einigermaßen klar die neue Konstruktion vor den Augen sein. Erst dann sollte der Wrecking Ball kommen. Und vielleicht sitzt dann sogar Miley Cyrus statt Joseph Schumpeter auf der Kugel.

 

Thunderstruck: Schumpeter! Wir müssen das!

Will man zerstören, weil man nun einfach diesen Plan gefasst hat, dann liegt es ja in der eigenen Hand. Die Situation seit 2020 gleicht einem Donnerschlag nach dem anderen. Es ist nicht nötig, das ganze Ausmaß der letzten Krisen und Tragödien, die zum Teil immer noch andauern, weiter auszuführen. Jede und jeder kennt sie. Und neue Krisen und Tragödien zeichnen sich ab: ob Taiwan-China, Griechenland-Türkei, Kosovo-Serbien, Klima, Migration – um nur die prominentesten sich auftuenden Konfliktherde zu nennen. Wir wissen aber auch, dass wir innerhalb Deutschlands und Österreichs ebenso genügend Stellen haben, denen ein „Bau“ vorangestellt werden kann: wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich. Sichergeglaubte Substanzen und Fundamente zerbröseln und wackeln. Die Zerstörung hat schon begonnen; auch wenn wir das vielleicht so gar nicht wollten. Leugnen können wir es nicht mehr. Oder doch?

Das heißt: Der zerstörerische Akt hat an vielen „Baustellen“ begonnen, ohne dass wir diese als Baustellen schon explizit ausgewiesen hätten. Das macht es nicht einfach. Aber genau an diesen Stellen müssen wir nun das Schöpferische erschließen, die Chancen 2023 angehen. Es gehen sonst die Lichter aus. Und etwas Entscheidendes wird sein: Die Chancen 2023 zeichnen sich nicht dadurch aus, dass alles nochmal viel besser, größer, schneller, toller oder was Komparatives auch immer wird. Nein!

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Strengen wir uns an! Chancen 2023

Die Chancen 2023 bestehen darin, dass wir es mit Wissen, Qualität, Agilität, Nachhaltigkeit und vor allem Innovation irgendwie schaffen können, den liebgewonnenen Standard unter neuen Voraussetzungen mit neuen Lösungen vielleicht zu halten – oder zumindest nicht zusammenstürzen zu lassen. Also geht es darum, schöpferisch tätig zu werden, damit die begonnene Zerstörung nicht ihre finale Wucht entfalten kann. Die schmerzhaften Anfänge haben wir 2022 bereits erlebt. Die Chancen 2023, man könnte sie auch Notwendigkeiten 2023 nennen, müssen wir selbst erkennen und angehen. Alle. Der von mir hochgeschätzte Wolf Lotter hat seinen 2021 erschienenen Essay mit „Strengt euch an!“ überschrieben und damit die Grundbotschaft fixiert. Darauf werde ich in meinem ersten Blogartikel 2023 noch näher eingehen.

Aber an dieser hier abschließenden (Bau-)Stelle wünsche ich uns allen unter dem Motto „Strengen wir uns an!“ ein gelingendes schöpferisches 2023! Ziehen wir geschlossen ein in das Haus des Joseph Schumpeter und machen wir das Beste daraus! Wir! Nicht andere!

 

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