Die letzte Innovation

Erfindungen und Innovationen, auch die letzte Innovation, können noch so gut gemeint sein und eben auch einen Fortschritt darstellen. Was aber, wenn am Ende Atomkraftwerke explodieren, für die Atomabfälle keine geeigneten Entsorgungsmöglichkeiten existieren oder die Atomtechnik für Waffen verwendet wird? Dann ist der Fortschritt zwar immer noch gegeben, aber eben mehr so Richtung Abgrund.

 

Es geht voran – doch wo ist das Ziel?

Kennen Sie John von Neumann, I.J. Good oder Ray Kurzweil?

Ray Kurzweil ist Director of Engineering bei Google – oder vielleicht auch bei Alphabet. Und Alphabet kümmert sich um verschiedene Projekte, um technologische Weiter- und Neuentwicklungen. Und wenn man bedenkt, was Google, also Alphabet, in den letzten 15 Jahren auf die Beine gestellt hat, dann sollte man keinen Zweifel daran hegen, dass der Fortschritt dort rasant weitergeht. Wobei ja Fortschritt nicht immer nur positiv sein muss. Fortschritt ist zunächst neutral. Erfindungen und Innovationen können noch so gut gemeint sein und eben auch einen Fortschritt darstellen – wenn am Ende Atomkraftwerke explodieren, für die Atomabfälle keine geeigneten Entsorgungsmöglichkeiten existieren oder die Atomtechnik für Waffen verwendet wird – dann ist der Fortschritt zwar immer noch gegeben, aber eben mehr so Richtung Abgrund.

 

Ein kurzer Blick zurück

Uns Menschen, und damit sind auch unsere Vorfahren – also die gesamte Homo-Reihe – gemeint, gibt es seit ungefähr 2,8 Millionen Jahren. Im etwas engeren Sinne gibt es uns seit ungefähr 40.000 Jahren. In dieser Zeit hat sich Einiges getan. Vor allem in den letzten 150 Jahren und nochmals besonders in den letzten zwanzig Jahren. Die Vernetzung der gesamten Erde hat unfassbare Dimensionen erreicht. Und was ist in den Jahren 2,8 Mio minus 150 Jahre passiert? Nun ja. Sagen wir mal so: Nicht viel. Im Vergleich zu den letzten Jahren eher nichts.

Die Innovationen und das dahinter stehende immer umfangreichere Wissen in unserer Welt haben an Geschwindigkeit derart zugenommen, dass selbst Science-Fiction-Autoren ihre Schreibgeschwindigkeit erhöhen müssen, um ihre Werke noch als Science-Fiction und nicht als Historien-Geschichten veröffentlichen zu können. Und die Geschwindigkeit nimmt immer weiter zu.

 

Die letzte Innovation – eine Möglichkeit entsteht

Genau diese immer weiter zunehmende Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts wurde vor vielen Jahrzehnten von John von Neumann erkannt oder besser: vorausgesagt. Dieser Fortschritt würde einen radikalen Einschnitt in den menschlichen Lebenswandel zur Folge haben. Und hat es das nicht schon? Immer intelligentere Maschinen würden erfunden werden: Die künstliche Intelligenz würde immer weiter voranschreiten. Die Rechenleistungen der Computer haben schon längst die Kapazitäten der menschlichen Gehirne überflügelt. Von Menschen geschaffene Maschinen erheben unendlich viele Daten von Menschen, werten sie in Algorithmen aus und spiegeln diese – in welcher Form und mit welcher Konsequenz auch immer – an Menschen zurück. Aber muss das so bleiben? Was, wenn der letzte Schritt einfach wegbleibt und die Maschinen die Daten für eigene Zwecke selbst verwenden – auch gegen uns Menschen? Wenn uns die Kontrolle entgleitet und wir eine letzte Innovation realisiert haben? Und was, wenn die künstliche Intelligenz sich von der menschlichen Intelligenz entkoppelt und zwar endgültig? Utopie? Terminator-Matrix-Science-Fiction?

 

Die letzte Innovation – 2045?

Aufbauend auf von Neumann hat dazu der Statistiker I.J. Good 1965 weitergedacht: „Eine ultraintelligente Maschine sei definiert als eine Maschine, die die intellektuellen Fähigkeiten jedes Menschen, und sei er noch so intelligent, bei weitem übertreffen kann. Da der Bau eben solcher Maschinen eine dieser intellektuellen Fähigkeiten ist, kann eine ultraintelligente Maschine noch bessere Maschinen bauen; zweifellos würde es dann zu einer explosionsartigen Entwicklung der Intelligenz kommen, und die menschliche Intelligenz würde weit dahinter zurückbleiben. Die erste ultraintelligente Maschine ist also die letzte Erfindung, die der Mensch zu machen hat.“ Wir haben dann die letzte Innovation …

Und Ray Kurzweil meinte vor einigen Monaten, dass echte künstliche Intelligenz in 30 Jahren, also 2045 möglich sein wird. Und Kurzweil hatte mit seinen Prognosen bisher fast immer Recht. Was also, wenn er auch diesmal Recht hat?

Und vielleicht wurde die letzte Erfindung des Menschen, die letzte Innovation gar schon realisiert? Und es hat nur noch niemand bemerkt …

 

Hier geht es zum ersten Teil des Beitrags „Ok, google!“

Hier geht es zum zweiten Teil des Beitrags „Big Data – Griff in die Zukunft“

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