Zehn Ziele zum Zwischenfazit

Ein neues Jahr eignet sich immer zum Ziele setzen. Privat genauso wie beruflich. Das neue Jahr 2019 ist zwar noch nicht so alt, aber warum soll man nicht bereits heute ein Zwischenfazit ziehen? Wie sieht´s aus? Ein Parforceritt.  

 

Ziel 1: Ziele setzen

Jeder sollte Ziele haben. Ist das nicht der Fall, dann lebt man ja nur so vor sich hin; als Mensch, aber auch als Organisation. Irgendwann stirbt man – als Mensch sowieso, aber auch als Organisation ist das nicht ausgeschlossen – und vielleicht weiß man dann gar nicht so richtig, ob man überhaupt schon unterwegs war. Und vor allem nicht: wohin? Eine Reise zu beginnen ohne zu wissen warum, wozu und wohin und zwischendurch zu sterben: unangenehm. Da ist es besser, wenn man Ziele hat.

Aber sterben zu müssen auf dem Weg zu einem Ziel, dieses aber noch nicht erreicht zu haben: auch schlecht. Sogar ganz schlecht. Man stirbt nicht mit einem Lächeln auf den Lippen, sondern frustriert. Weil man nicht angekommen ist am Ziel. Auch unangenehm. Da ist es besser, wenn man keine Ziele hat.

Zwischenfazit: Auch der längste Weg beginnt mit einem Ziel; es geht aber auch anders. Weil auch der Weg ein Ziel sein kann? Vielleicht. Also: Nehmen Sie Ziele nicht ganz so ernst, wie es Ihnen oftmals vermittelt wird. Genießen Sie einfach den Weg. Wohin auch immer. Ein guter Einstieg in diesen Artikel. Eigentlich auch ein guter Schluss …

 

Ziel 2: Standfest bleiben

Ziele setzen und verfolgen! Gehen wir davon aus, dass sich niemand das Ziel gesetzt hat, nicht standfest zu bleiben. Standfest zu bleiben ist ja auch sozusagen die Grundvoraussetzung dafür, die anderen Ziele zu erreichen – sofern man welche hat. Habe ich keine Lust, keinen Mut, keinen Willen standfest zu bleiben, ist alles andere obsolet. Weil es ja egal ist. Was aber nicht schlecht sein muss.

Andererseits ist es auch wieder gut, nicht standfest zu bleiben. Angenommen Sie sind Dschungelcamp-Fan und Sie stellen fest, dass diese Sendung Ihnen 2019 doch nicht mehr so gut gefällt, weil das Niveau leicht gesunken ist. Und dann stellen Sie fest, dass die Stars im Plastik-Dschungel doch keine so richtigen Superstars sind. Also eigentlich keine A- und B-Promis, sondern mehr so Ä- oder Ö-Promis, weil die normalen Buchstaben des Alphabets dazu gar nicht mehr ausreichen. Lohnt es sich dann standfest zu bleiben? Wäre es da nicht lohnenswert, die Fanmotivation umzulenken auf … zum Beispiel auf Menschen, die sich dabei filmen lassen, wie sie weniger oder nichts essen und damit schlanker werden wollen? Eine Anregung. Mehr nicht.

In Organisationen ist das auch gut: Das, was in den letzten Jahrzehnten zum Erfolg geführt hat, keinesfalls aufgeben! Standfest daran glauben, dass das alles nur ein Hype ist, was da um einen herum passiert. Digitale Transformation hin, digitale Transformation her: geht vorbei! Wir bleiben beim Fax! Geht. Aber nicht lange gut.

Zwischenfazit: Wenn Sie merken, dass das Pferd, auf dem Sie sitzen, zu dick ist, dann machen Sie irgendwas. Aber füttern Sie es nicht unbedingt weiter. Ändern Sie Ihre Haltung, Ihre Einstellung – oder Ihre Standfestigkeit. Mit anderen Worten: Vielleicht war es ganz gut, dass Sie dieses Ziel über Bord geworfen haben. Vielleicht war es aber auch nicht gut. Im Endeffekt wissen das nur Sie. Und falls Sie kein Pferd haben, welches zu dick sein könnte: Kaufen Sie sich eines – oder eben nicht. Standfestigkeit eben!!

 

Ziel 3: Diät machen

Apropos dicke Pferde: Es ist der Klassiker bei den Zielen zum neuen Jahr: Abnehmen. Oder auch: Einsparen. Kosten senken. „Pferd, wir müssen abnehmen! Du fängst schon mal an!“ Kennt man. Der Hintergedanke beim Abnehmen ist die Steigerung der Attraktivität und die Zunahme der Beweglichkeit. Sowohl als Mensch, als auch als Organisation will man attraktiv und beweglich sein. Gegen die Beweglichkeit spricht die Standfestigkeit. Gut, dass man obiges Ziel wahrscheinlich sowieso nicht mehr weiterverfolgt. Keine Diät bedeutet dicker werden und damit Standfestigkeit erhöhen.

Abnehmen ist gut, aber was und wie? Und vor allem wer?  Diät ist erstmal weniger von irgendwas. Außer man ist Abgeordneter: Dann kann man Diäten steigern und hat am Ende mehr – das korreliert ganz gut. Die andere Diät ist einfach nur etwas wegnehmen. Und am besten so, dass man keinen Aufwand betreiben und keine Einschränkungen erleben muss. Also: Abnehmen ist dann gut, wenn es einen selbst wenig, oder noch besser gar nicht betrifft. Am besten nimmt einfach ein anderer ab. Das Pferd zum Beispiel. Oder man schaut anderen beim Abnehmen zu; im Fernsehen! Ein Thriller!

Letzte Möglichkeit: Sie ziehen einfach etwas Schwarzes an. Es sollte nur nicht das Kleine sein. Das würde den gewünschten Effekt nicht herstellen können.

Zwischenfazit: Es hilft, den Gürtel enger zu schnallen, damit auch bei einem dicken Pferd der Sattel nicht rutscht. Daran sollte man immer denken. Außer man hat etwas Besseres zum Drandenken. Zum Beispiel an gutes Essen! An eine Rosswurst mit Senf?

 

Ziel 4: Rache nehmen

Wer selbst Diät macht ist schlecht gelaunt. So sagt das Klischee, in dem sicher viel Wahrheit steckt. Deswegen ist es durchaus sinnvoll eine Diät sofort wieder abzubrechen, um mehr Frohsinn in eine recht verrückte Welt zu bringen. Oder sie auch gar nicht erst zu beginnen. Oder eben dem Pferd die Diät machen zu lassen. Sollten Sie aber kein Pferd haben, dann müssen Sie unter Umständen selbst verzichten und als Folge daraus schlecht gelaunt sein. Um diesen Effekt zu steigern, können Sie an die Menschen denken, mit denen sie schon mal ein Pferd gestohlen, die sie dann aber verpfiffen haben. Das senkt Ihr Launeniveau nachhaltig.

Wenn Sie jetzt das Ziel haben, einfach mal mehr Rache zu nehmen, dann lassen Sie Ihrer Kreativität freien Raum. Ihnen wird da sicher etwas einfallen. Und bei der Verwirklichung dieses Zieles wird die Laune wieder besser. Bleiben Sie standfest und zahlen Sie es allen heim. Oder, die andere Variante: Sie verzichten auf Rache und verzeihen. Das ginge auch. Der Spaßfaktor ist natürlich viel geringer.

Im Business bietet es sich zum Beispiel sehr gut an, einem Wettbewerber einen Kunden abzuluchsen. Unabhängig davon, ob man damit keinen Gewinn, oder vielleicht sogar Verluste einfährt. Hauptsache der Kunde ist nicht mehr beim Wettbewerber. Das ist Rache auf ganz hohem Niveau. Meist nicht lange, aber immerhin.

Zwischenfazit: Die Laune hebt sich deswegen, weil Rache süß ist. Schwierig wird es dann, wenn man nichts Süßes mag. In diesem Fall sollte man dann aus seinen Zielen die Rache einfach weglassen und übergehen zu …

 

Ziel 5: Einen Berg versetzen

Nehmen Sie sich viel vor! Am besten etwas Unmögliches! Denn wie sagt Hermann Hesse so schön: Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. Da ist viel Gutes dabei. Das ist auch immer motivierend! Immer etwas versuchen, was man sowieso nicht erreichen kann – das hebt die Laune! Wenn Sie parallel dazu auch noch eine Diät machen, dann ist der paradoxen Clowneske keine Grenze mehr gesetzt. Man kennt das vielleicht von sich selbst: Man nimmt sich viel, einen ganzen Berg an Aufgaben vor und abends auf dem Sofa stellt man fest, dass man das meiste davon nicht geschafft hat. Man hat noch nicht einmal das erste Basislager erreicht. Dann möchte man gerne ein zufriedenes Lächeln aufsetzen und es gelingt nicht.

Unternehmen beherrschen das sehr gut: Nach einem sehr erfolgreichen Jahr, im neuen Jahr einfach das Ziel nochmals verdoppeln. Einfach so. Ohne irgendwelche Grundlagen und Fakten: Da geht mehr. Nichts mehr mit Klein Klein – es wird geklotzt, es wird ein Berg versetzt! Damit kann man auch Mitarbeiter motivieren und begeistern! Sie waren gut im letzten Jahr, aber in diesem Jahr muss das alles noch viel besser werden! Nur eine kollektive Diät könnte dann die ausbrechende grenzenlose Euphorie der Mitarbeiter bremsen.

Zwischenfazit: Man muss das Unmögliche versuchen, um die Möglichkeit zu haben, das auch schnell wieder bleiben zu lassen. Es muss nicht immer ein Berg sein. Man kann auch mal nur einen Stein versetzen. Das schafft man dann und anschließend ist man zufrieden. Oder einfach auch nur mal einen Kiesel von links nach rechts legen. Das klappt! Man kann sich nach getaner Arbeit mit einem Lächeln zurücklehnen. Und wer ist Hesse, dass der sich so einfach in meine Angelegenheiten mischt?

 

Ziel 6: Ziele bleiben lassen

Jedes Jahr dasselbe: Man nimmt sich viel vor. Das wäre auch unterjährig, also jeden Tag möglich. Aber der Anfang eines Jahres ist immer so eine prägnant prominente Zäsur. Und dann gibt es sehr viele Fachleute und Experten, die einem auf allen Kanälen mehr gewollt als ungewollt auf den Senkel gehen mit ihren Tipps, wie man Ziele auch ganz wirklich erreichen kann. Als wüsste das nicht jeder und jede selbst: Machen. Standfest bleiben. Ich will das, also mache ich das. Nur hypothetisch.

Wenn ich dann aber nach 27 Tagen feststelle, dass ich mein Vorhaben, mein Ziel schon verfehlt habe, dann scheint das Ziel nicht so wichtig zu sein. Oder die Gesamtsituation hat sich zur Zufriedenheit auch ohne Zielerreichung eingestellt. Vielleicht erinnere ich mich auch nicht mehr genau an mein Ziel? Oder vielleicht habe ich auch komplett vergessen, dass ich ein Ziel hatte? Wer weiß!

Zwischenfazit: Ziele sind gut. Müssen aber nicht zwingend gut sein. Ziele sollten vor allem flexibel sein. Es sei denn, sie sind einem sehr wichtig. Dann sollten sie nicht flexibel sein. Mir zum Beispiel ist es nicht so wichtig, die hier angekündigten zehn Ziele zu diskutieren. Ich bin auch mit sechs Zielen zufrieden. Deswegen endet dieser Artikel hier. Und das mit einem Lächeln.

 

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Dr. phil. Markus Reimer ist Keynote-Speaker und Lead Auditor für Managementsysteme.