Teil 2 – Anstrengungen zur Wissensgesellschaft: Lotter unter Palmen

Hat die von Wolf Lotter propagierte Wissensgesellschaft eigentlich sogenannte Role Models? Aber natürlich! Zum Beispiel Clint Eastwood und Gunkl! Und Camus! Eine wilde Mischung, wie man meinen könnte. Und alles hängt mit allem zusammen.

(Fortsetzung von Teil 1)

 

… zur Wissensgesellschaft … und was das mit Leistung zu tun hat

Wissensgesellschaft – Strengt euch an

Das bereits seit längerer Zeit stattfindende Ende der industriegeprägten Gesellschaft braucht den Start einer anders geprägten Gesellschaft. Die Wissensgesellschaft drängt sich auf, weil sie am besten auf die komplexen Herausforderungen der Gegenwart und erst recht der Zukunft reagieren können wird; oder sagen wir lieber: agieren können wird? Ja, das sollten wir. Die Wissensgesellschaft ist viel mehr eine agierende, als eine reagierende Gesellschaft. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Mitglieder selbstständig denken und handeln. Diese Gesellschaft ist gekennzeichnet durch Eigenverantwortung.

Das, was in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends bereits umfangreich und vielfach diskutiert wurde, nämlich die Entwicklung hin zur Beck´schen Risikogesellschaft, hat nun endgültig Fahrt zum Ziel aufgenommen. Der für sich propagierte und immer weiter in Anspruch genommene „private“ Individualismus mit allen Freiheiten kann nicht mehr weiter in vollem Umfang für alle real vorhandenen Gefahren, Unsicherheiten, also Komplexitäten kollektiv abgesichert werden. Der Münchner Soziologe Ulrich Beck forderte damals schon, also vor fast 40 Jahren, eine reflexive Modernisierung. In diesem Zusammenhang möchte ich sagen, geht Wolf Lotter, als ein Beispiel, auch auf die Corona-Pandemie ein und beleuchtet hier die gezeigte scheinbare (Minder-)Bedeutung der Selbstständigen im Gegensatz zu den Nicht-Selbstständigen, also den Angestellten. Die Selbstständigkeit als eine besondere Facette der Wissensgesellschaft wird wenig ernstgenommen als Gegenentwurf zur industriegeprägten Angestellten-Gesellschaft. Das Schlimme dabei: Es herrscht dazu überwiegende Einigkeit.

 

Lotters Wissensgesellschaft und was das mit Leistung zu tun hat

Unsere Gegenwart ist komplexer geworden, herausfordernder, anstrengender. Und wer ist in der Lage, aufgrund der eigenen Reflexion eigene Entscheidungen und daraus dann wieder eigene, selbstbestimmte und selbstverantwortliche Handlungen abzuleiten? Richtig: diejenigen, die „etwas wissen“, die vorbereitet sind. Denn Wissen ist nichts anderes als entscheidungs- und handlungsrelevante Informationen. Was entscheidungs- und handlungsrelevant ist, das ergeben die „Zusammenhänge“. Sic!!!

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Selbstbestimmt handeln in der Wissensgesellschaft

„Das Denken in simplen Kausalitäten ist ein Kind des alten Reduktionismus, der die Möglichkeiten aus den Augen verloren hat“ (aus Wolf Lotter, „Zusammenhänge“, S. 14). Um das zu ändern, brauchen wir die Wissensgesellschaft. Wir brauchen Menschen, die die Möglichkeiten selbstständig wieder ins Auge fassen können – und wollen! Das Wesen der Wissensgesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass in der Masse nicht mehr andere entscheiden und handeln, sondern der und die Einzelne selbst. Das ist die Leistung! Das ist die Anstrengung! Und es ist keine Option. Es ist eine Notwendigkeit.

Wolf Lotter: „Die Welt besser machen, das hat nie etwas anderes bedeutet, als sie zu einem Ort mit weniger Intoleranz, Schrecken und Unverständnis zu machen. Es geht nicht ums Paradies, es geht ums gute Überleben.“ (S. 30). Und weiter: „Mehr Selbstständigkeit schafft robustere Systeme, die Krisen überdauern. Wo alle nur darauf warten, was der Chef sagt, und der weiß es auch nicht, ist der Untergang vorprogrammiert.“ (S. 97). Unsere Leistung muss genau dagegen angehen. Sapere aude! – wie die Lateinerin zu sagen pflegt.

 

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Camus´ Sisyphos in der Wissensgesellschaft!

Wolf Lotter trifft mit seinem Hinweis auf Albert Camus bei mir zu 100% ins Schwarze. Ich bin schon seit Jahrzehnten ein großer Verehrer des „algerischen Franzosen“, seiner Texte und vor allem seines Denkens. Dieses bezieht sich auf die Besinnung auf die eigene Unabhängigkeit („Der Fremde“) und trotzdem auch auf die menschliche Gemeinschaft („Die Pest“), um der vermeintlichen Sinnlosigkeit des Lebens („Der Mythos von Sisyphos“) entgegenzutreten.

Lotter greift auf Sisyphos zurück, der schon unendlich oft als Inbegriff des „fremdbestimmten Arbeiters in seiner sinnlosen Tätigkeit“ missverstanden und so „zitiert“ wurde. Camus meint schon immer das Gegenteil.

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Sisyphos und „seine Sache“

Lotter greift genau das auf: „Der Sisyphos, sagt uns Camus, tut, was er tut, weil er es will – „der Stein ist seine Sache“ – die Anstrengung gehört zu dieser Vorstellung des Ichs dazu. Man kann den Menschen nicht von dem trennen, was er tun will. Wer es versucht, erntet eine sich entfremdende Gesellschaft mit befremdlichen Menschen. Dies zu ändern, ist eine der wesentlichen, wenn nicht die wesentlichste Aufgabe aller Transformationsbemühungen.“ (S. 30). Sisyphos, der sich oben auf dem Berg umdreht, in dem Moment, als der Stein nach unten rollt. Und dann frei und willig nach unten schreitet, diesen Sisyphos, sicher in seiner Sache, muss man sich als glücklichen Menschen vorstellen. Das ist Camus´ Forderung. Eine Anstrengung, fürwahr!

 

Ein Anfang mit Gunkl und Eastwood

Dieser Sisyphos ist der Anfang einer Wissensgesellschaft; weil er sich seiner Sache sicher ist. Und darüber wird nicht nur im neuen Jahr 2023 viel zu reden sein. Das Buch von Wolf Lotter ist mehr als lesenswert, weil es viele Facetten beleuchtet, warum es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Im Grundsatz nicht anklagend, sondern durchaus die vielen positiven Seiten der Entwicklung der letzten Jahrzehnte herausstellend.

Er zeigt aber auch, wozu das alles heute in der Gegenwart mit seinen Manifestationen geführt hat und greift dazu aktuelle Beispiele auf. Geradezu amüsant fand ich seine Ausführungen zur Wahl des SPD-Generalsekretärs Kevin Kühnert in Deutschland. Ein wunderbares Beispiel über den derzeit gültigen Leistungsbegriff. Ebenso wirft er den Blick auf unser Bildungssystem, in dem massenweise junge Menschen die Hochschulreife erlangen – und das mit immer noch besseren Noten. Wie kann das sein? Leistung? Und natürlich entwirft Lotter ein Bild von dem, was es zu erreichen gälte. Wie gesagt: Lesenswert!!

Ich möchte mit zwei Gedanken diesen Text abschließen. Zum einen mit dem von mir sehr geschätzten österreichischen Kabarettisten Gunkl. Er meinte in einem seiner letzten Programme so einfach wie tiefsinnig: „Ich kenne mich einfach gerne aus!“ Das sollte auch unser Anspruch – wieder – werden. Wir sollten uns wieder auskennen wollen und dieses Auskennen nicht anderen überlassen. Das ist aber anstrengend! Wenn wir es aber schaffen, uns wieder auszukennen, und das „gerne“, dann können wir auch freier, selbstständiger und robuster, ja, man könnte auch sagen: agiler agieren.

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„Der Rest ergibt sich!“

Und, wer Wolf Lotter schon live erlebt hat, der und die kennt vielleicht sein Bonmot aus Clint Eastwood-Filmen, das er immer wieder in seinen Vorträgen so passender Weise zitiert. „Der Plan ist: Wir reiten in die Stadt. Der Rest ergibt sich.“

Das kann man nur, und zwar nur dann, wenn man die Möglichkeiten im Auge hat, oder mit Gunkls Worten, wenn man sich auskennt. Strengen wir uns also an, damit wir uns wieder auskennen und damit wir in die Stadt, die den Namen „Zukunft“ trägt, reiten können. Weil wir es auch müssen.

 

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Dr. phil. Markus Reimer ist Keynote-Speaker und Lead Auditor für Managementsysteme.