Was bleibt, ist der Kiosk!
Was haben wohl der Kölner Tatort, die Stadt Wien und der FC Heidenheim gemeinsam? Waren Sie schon mal im Stadion des 1. FC Heidenheim? Wenn ja, dann wissen Sie sofort, um was es hier geht. Es geht um den Kiosk! Oder in Wien: Um den Würstelstand.
Vor kurzem durfte ich beruflich einen Tag beim 1. FC Heidenheim verbringen. Während dieses Tages führte uns der Weg auch unweigerlich ins Stadion und dort gibt es nun eine Besonderheit, die mich zu diesen Zeilen inspiriert hat: Denn wir können aus diesem Stadion – oder sagen wir besser: von den Planern des Neubaus dieses Stadions – lernen. In diesem Stadion gibt es nämlich einen Kiosk; so wie beim Kölner Tatort, nur in viel größer.
Während das Stadion vor einigen Jahren neu gebaut wurde, um dem sportlichen Erfolg des 1. FC Heidenheim gerecht zu werden, wurde der Kiosk in dieser Planung sozusagen ausgespart. Das war nicht sträflich, sondern viel mehr sehr klug: Der Kiosk blieb, er war ein unantastbarer Fixpunkt in der Planung.
Und so wurde das neue Stadion mit seinen neuen Tribünen rund um den alten unantastbaren Kiosk geplant. Das ist aufwändig umständlich und vielleicht auch auf den ersten Blick etwas absurd. Jedoch, und das muss man wissen: Der Kiosk ist im Heidenheimer Stadion schon immer ein Treffpunkt für alle; eine, modern gesagt, Kommunikationsplattform vor und nach und vor allem auch während des Spiels – ist es doch möglich, von dort aus das Spiel weiterhin zu verfolgen. Das ist für moderne Stadien eher nicht nur unüblich, sondern eher überhaupt gar nicht mehr üblich. In Heidenheim war und ist das aber auch weiterhin der Fall. Denn erfolgreicher Fußball lebt ausschließlich von seinen Fans. Und die Heidenheimer Fans lieben ihren Kiosk – schon seit Jahrzehnten. Er ist Heidenheimer Fußball-Identität. Es ist der Platz, wo sich alle treffen und der Kiosk, an dem durchaus auch mal Trainer und Spieler nach dem Spiel zu ihren Fans stoßen. Und deswegen musste dieser bleiben. Alles andere, zum Beispiel ein Stadionneubau, musste sich danach richten. Wie gesagt: Klug. Sehr klug.
Es ist ein schönes Beispiel für ein identitätsstiftendes Merkmal: Ein Kiosk! Und was für ein schönes Beispiel für den Weitblick und den Blick aufs große Ganze der Verantwortlichen. Identität ist eine wesentliche, vielleicht die wesentlichste Grundlage für eine spürbare Organisations-, Unternehmens- oder eben Vereinskultur.
Keine Identität – keine gemeinsame Kultur! Und warten wir nicht auch bei jedem Ballauf-Schenk-Tatort auch auf die „Kiosk-Szene“? Sie gehört irgendwie dazu! Er ist auch die Identität des Kölner Tatorts.
Was bleibt also festzuhalten? Was können wir vom FC Heidenheim und seinem Stadion lernen? Bewahren Sie sich Ihren Kiosk! Und wenn Sie keinen haben: Dann suchen Sie sich ganz schnell „Ihren Kiosk“! Den Kölner Kiosk brauchen Sie jedoch nicht zu suchen. Den gibt’s nur im Film.
In Heidenheim aber … naja, das wissen Sie ja jetzt.