Beeinträchtigt vorbildhaft: Menschen mit Behinderung

Wenn wir also heute immer von Purpose und anderem ähnlich gearteten Geschwurbel hören, dann aber es mal ernst angehen! Werkstätten, Wohnheime oder Förderstätten für Menschen mit Behinderung bieten sich dafür mehr als an.

 

Menschen mit Handicap und ich 

Wer mit mir schon öfter zu tun hatte weiß, dass ich sehr viel im Bereich der Hilfe für Menschen mit Behinderung unterwegs bin und jedes Jahr dafür auch sehr gerne spende. Ich bin dort unterwegs mit Vorträgen, vor allem aber im Rahmen von Qualitätsaudits nach ISO 9001. Es ist unter anderem dann meine Aufgabe zu bewerten, wie es den Menschen dort mit ihren Ansprüchen und Bedürfnissen geht.

Und was ich dabei erlebe und vor allem für mich mitnehme, das ist jedes einzelne Mal eine Art Glanzlicht.

Warum das so ist, das möchte ich Ihnen gerne schildern, werter Leser; nicht zuletzt deswegen, weil ich hoffe, dass Sie auch davon profitieren können.

Wer gilt eigentlich als „behinderter Mensch“?

Nach dem SGB IX, § 2, 1 gelten Menschen dann als „behindert“, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Beeinträchtigte Menschen leben deswegen oftmals unter Betreuung in dafür vorgesehenen Wohnheimen und arbeiten in dafür vorgesehenen Werkstätten. Nun könnte man meinen, dass dies separierte Bereiche sind, die mit der Welt von uns „Normalos“ wenig bis nichts zu tun haben.

Zum Teil ist das so, manchmal leider auch gewollt (siehe hierzu den Artikel Altdorfer Stadtrat stoppt Lebenshilfe-Wohnheim. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!); und manchmal ist das überhaupt nicht so. Zum Glück. Aber Luft nach oben ist immer. Wie man nun genau diese Luft am besten nutzt, das sollen folgende drei Tipps aufzeigen.

 

Tipp 1: Von Menschen mit Behinderung lernen  

Suchen Sie den Kontakt zu Menschen mit Behinderung, weil Sie von ihnen erfahren und durch sie erleben werden, dass ein Handicap kein Beinbruch ist – umgekehrt vielleicht schon. Sie erleben Menschen, die mit sich und ihrer Welt umzugehen verstanden haben und das Beste daraus machen. Und deren Bestes ist oft besser als unser gefühltes Bestes; zumindest subjektiv und darauf kommt es sehr oft an.

Für uns Normalos ist sehr schnell der Ofen aus, wenn dieses oder jenes uns beeinträchtigt. Die Beeinträchtigung steht dann erstmal im Vordergrund und der Rest hat sich dem unterzuordnen oder hintenanzustellen. Das ist so ein bisschen wie gegen die Schwerkraft zu sein. Das kann man machen, aber helfen wird es nichts. Sie ist da. Die Beeinträchtigung: Sie ist da. Sie können dagegen sein und alles aus diesem Blickwinkel betrachten.

Oder Sie können es machen wie die Profis: Die Menschen mit Behinderung. Die Behinderung ist da, aber die Menschen lassen sich nicht (be)hindern an dem, was sie tun, wie sie ihr Leben nehmen.

Nun mag es sein, dass sich das sehr plakativ, beschönigend und euphorisch liest. Das ist auch so. Und natürlich können wir nicht davon ausgehen, dass alle Menschen mit Behinderung ausnahmslos glückliche Menschen sind. Aber ich erlebe sie stets als Vorbilder in ihrer Lebensfreude, in ihrer Begeisterungsfähigkeit und nicht zuletzt in ihrer Zufriedenheit. Aus unserer, aus meiner Sicht mit denkbar schlechten Voraussetzungen. Lassen wir uns inspirieren!

Suchen wir den Kontakt!

Konkret: Nehmen Sie mit Ihrem und für Ihr Unternehmen Kontakt auf zu Werkstätten, vereinbaren Sie eine Exkursion oder arbeiten Sie in einer Werkstatt einfach mal probehalber mit. Oder nehmen Sie an einem inklusiven Gartenfest teil! Sie werden es nicht bereuen! Versprochen!

 

Tipp 2: Von Mitarbeitenden in Werkstätten und Wohnheimen lernen

Versuchen Sie einfach mal ehrenamtlich sich im Bereich der Hilfe für behinderte Menschen zu engagieren. Sie werden dort Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen, die das, was sie tun, weder deswegen machen, weil sie dort richtig toll Karriere machen können, noch weil sie dort unfassbar viel Geld verdienen.

Wenn wir also heute immer von Purpose und anderem ähnlich gearteten Geschwurbel hören, dann aber es mal ernst angehen! Werkstätten, Wohnheime oder Förderstätten bieten sich dafür mehr als an.

Der Nebeneffekt wäre, dass vielleicht das gesellschaftliche Ansehen dieser Berufe sofort steigen würde; alleine schon deswegen, weil endlich eine breitere Masse einen Einblick erhalten würde, was dort geleistet wird. Und welches Miteinander zwischen Menschen mit und ohne Behinderung dort nicht nur möglich ist, sondern praktiziert wird. So wird aus dem sehr guten Gedanken einer umfassenden Inklusion eine praktische Konsequenz; vor allem aber eine geistige Haltung. Eine geistige Haltung, die unserer Gesellschaft sehr guttun würde. Inklusion ist weit mehr als breite Türen mit Rampen!

 

Tipp 3: Qualitätsmanagement in Werkstätten für Menschen mit Behinderung lernen

Wer im weiten Feld des Qualitätsmanagements unterwegs ist, weiß, dass es nicht nur auf die Qualitätssicherung, sondern vor allem auch auf die Qualitätsplanung ankommt. Und hier kann sich jeder Qualitäter von Werkstätten für Menschen mit Behinderung etwas abschauen. Da bin ich mir sicher.

Warum?

Weil dort qualitativ höchstwertige Arbeit verrichtet wird. Werkstätten sind weit davon entfernt nur Bleistifte zu spitzen oder Seifen zu verpacken. So das Klischee. Viele Industriekunden von Werkstätten, die davon ausgegangen sind, dass man das, was eine Werkstatt leisten kann, anderswo günstiger haben könnte, sind geradezu reumütig wieder zurückgekehrt. Nicht unbedingt der Preise wegen. Die Qualität, inklusive Flexibilität, Liefertreue, Kommunikationsniveau von Werkstätten für Menschen mit Behinderung konnten nicht übertroffen werden.

Lieferantenaudits in Werkstätten erbringen in der Regel Bestergebnisse. Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind geradezu grundsätzlich A-Lieferanten.

Dies liegt zum einen an konsequenten Produktionsplanungen; die Produktions- und Gruppenleiter kennen ihre Beschäftigten, wie die Mitarbeitenden mit Behinderung sehr oft genannt werden. Sie wissen um deren Leistungsniveaus und -fähigkeiten. Sie kennen deren Flexibilität und auch Nicht-Flexibilität. Insofern wird kein Auftrag angenommen, der nicht auch sicher erfüllt werden kann. Zum anderen sind Werkstätten auch sehr oft vorbildlich organisiert, wenn es um Qualitätssicherung, also um Qualitätsprüfungen geht. Das ist zu großen Teilen erstklassig! Dazu sind Werkstätten für Menschen mit Behinderung ausnahmslos nach den Poka-Yoke-Prinzipien und nach der 5S-Methode organisiert. Das sind klassische QM-Werkzeuge, die hier perfekt zum Tragen kommen.

 

Menschen mit Behinderung kennenlernen

Ich bin als Qualitätsauditor immer wieder begeistert von den kreativen Ideen der Auftragsplanung mit den entsprechenden Vorrichtungsbauten, von der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der Menschen mit Behinderung, von der Motivationsstärke und Empathie der Mitarbeitenden in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Und objektiv bin ich auch immer wieder begeistert von den Rückmeldungen der Industriekunden – und wir sprechen hier vom Who is Who der deutschen Wirtschaft. Darauf kann man mehr als stolz sein! Hier wurde für großartige Menschen Großartiges aufgebaut. Das gilt es immer weiter zu multiplizieren.

So wünsche ich mir immer wieder, dass viel mehr von uns Normalos das live erleben! Probieren Sie es: Es wird Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen begeistern! Ich verspreche es Ihnen!

Und wer einen Kontakt sucht: Bitte melden Sie sich einfach bei mir. Das bekommen wir hin!

 

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Dr. phil. Markus Reimer ist Keynote-Speaker und Lead Auditor für Managementsysteme.