Corona-Business as unusual: 5 Kernfragen

Mein Name ist Corona und ich bin hier der Fuchs. Der Fuchs? Hier bei uns im Hühnerstall? Ist das jetzt schlimm? Wir haben da einen Plan, oder? Haben wir einen? Haben wir nicht?

 

Gegen die Wand 1: Die Entfaltung von Corona 

Büros, Straßen, Züge leer, Flugzeuge stehen, Schulen und Geschäfte dicht, DAX stürzt ab, Ausgangsbeschränkungen … mit einem Wort: Corona. Das Virus Corona, dessen Ursprung angeblich über Gürteltiere und Fledermäuse in China den Weg in die letzten Winkel dieses Planeten gefunden hat, zeigt uns die Fragilität unseres Zusammenwirkens. Solange alles läuft, solange läuft es – und das hocheffektiv und hocheffizient. So muss das sein. Gerät ein Sandkorn ins Getriebe, oder gar ein Virus, dann kracht es sehr schnell und der Krach ist nirgendwo zu überhören.

Innerhalb weniger Tage kommt das gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Treiben zum Erliegen. Die Grenzen werden abgeriegelt und die Menschen werden gebeten und dann gezwungen zuhause zu bleiben – um von dort aus zu arbeiten. Aber Online-Hotels oder der virtuelle Friseur haben sich noch nicht wirklich durchgesetzt.

Dass Homeoffice nicht für jede Berufsgruppe – und zwar für viele Berufsgruppen und ganze Branchen nicht möglich ist, liegt auf der Hand. Hier kommt der alte Begriff wieder ins Spiel: Systemrelevant. Das heißt: Der Betrieb geht auf Sparflamme weiter. Flamme ja, aber sparsam; aber immerhin noch Flamme. Zum Teil brennt aber auch ganz schön die Hütte. Denn:

 

Gegen die Wand 2: Die weitere Entfaltung   

Es gibt massenweise Unternehmen und Selbstständige, die plötzlich mit dem Rücken zur Wand stehen, weil Corona sie und die übrige Welt dort dagegen gefahren hat. Wenn alle zuhause bleiben sollen und müssen und sinnvoller Weise das auch die meisten so machen, dann hat das dramatische Folgen – vor allem auf mittel- und erst recht längere Sicht. Wer außer containerweise Nudeln, Reis und Toilettenpapier nichts mehr einkauft, sorgt außerhalb dieser recht überschaubaren Produktgruppe für keinen nennenswerten Umsatz mehr.

Wenn das viele bis sehr viele machen, dann macht das die Sache nicht besser. Die neu abgeschlossenen Netflix-Abos helfen da – außer Netflix – gesamtwirtschaftlich nur bedingt weiter. Zuschauerräume und Theatersäle bleiben leer, weil auch auf den Bühnen nicht mehr viel bis gar nichts passiert. Weder ist Licht, noch die Heizung an; was aber unerheblich ist, weil die Tür von außen verschlossen bleibt.

Die Mitarbeitenden des Theatercafes um die Ecke bleiben nach den geplanten, aber abgesagten Aufführungen unter sich und kochen sich maximal gegenseitig Tee. Die obligatorischen Griechen und Italiener vor den vergnüglichen Kabarettabenden müssen ihr Moussaka und ihre Pasta selbst verspeisen. Und der Kabarettist bleibt zuhause, verdient kein Geld und kann sich auch keine Pasta mehr leisten. Und auch sonst nur noch wenig. Bis hin zur Tilgung von in den letzten Jahren abgeschlossenen Niedrigzins-Krediten, die jetzt zum ersten Mal überhaupt so richtig als Kredite wahrnehmbar werden. Bäcker-Ökonomen weinen öffentlich.

Auge um Auge; so heißt es in der Bibel – und seit Corona auch bei Aldi und Rewe. Wenn die Welt zuhause bleiben soll, dann ist es wohl schon das Beste, wenn zumindest ICH mal alles habe, was ich brauchen könnte. Da geht es jetzt um mich. Ichisichisichisich – so singen die Fantastischen Vier. So agieren viele von uns. Ich! Dann nichts. Her mit dem scheinbar Nötigsten und zwar in Massen! Für mich!

 

Der Flug des Phönix: Umgang mit Corona

Was also tun? Wir als ich, ich als wir? Als Unternehmen, als Gesellschaft, als ich?

Durch die vielzitierten und vielbelächelten Hamsterkäufer wurde eines klar: Jeder ist sich selbst der Nächste! Wenn das Leben in seiner gewohnten Form zusammenkracht, dann verändern sich die Prämissen des Miteinanders. Dann ist der andere Teil des Miteinanders nicht mehr länger ein „mit“, sondern ein „gegen“.

Insofern ist es momentan sicher geradezu ein Glücksfall, dass Corona für die allermeisten Menschen kein wesentlich größeres Risiko darstellt als die klassische Grippe. Es sterben Menschen und das ist tragisch. Aber auch an der Grippe sterben Menschen und das ist nicht weniger tragisch. Aber wir sind weit davon entfernt, – noch! -, dass die Sterblichkeitsrate sich spürbar nach oben verändern würde.

Wäre dies der Fall: Wir alle müssten wahrscheinlich um unser Leben fürchten und das nur mittelbar wegen Corona. Der Bürgerkrieg um die letzte Rolle Klopapier und den letzten Sack Blumenerde würde viele Opfer fordern. Und die Geschichtsbücher hätten irre Geschichten zu erzählen. Das können sie vielleicht auch heute schon.

Langsam aber sicher schaffen es manche unserer verantwortlichen Politiker die richtigen Maßnahmen, die enorme Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens haben, zu ergreifen und durchzusetzen. Gut so.

Es stellt sich jedoch schon heute die Frage, mitten in der Situation, was denn ab 08.00 Uhr nach der Situation passieren wird. Business as usual? Wahrscheinlich nicht. Das Usual ist abgebrannt und wir brauchen ein neu definiertes. Wir werden mit einem Unusual starten müssen. Wir dürfen dem Phoenix gleich aufsteigen, um uns mal umzuschauen, was ist und was nicht mehr ist und was wir nun anders machen können. Denn dass Corona eine Jahrtausend-Pandemie sei: Davon kann nun wirklich niemand ausgehen. Dazu gibt es mittlerweile einige schöne Texte über eine wunderbare Zukunft nach Corona mit neuen Werten, Prioritäten etc. … verlassen sollte man sich darauf vielleicht nicht.

 

Aus der Mitte entspringt ein Fluss: Die Überwindung von Corona

Wir müssen unser Gesundheitssystem in Bezug auf Pandemien nochmals auf den Prüfstand stellen. Was lief gut und was weniger? Und was würde passieren, wenn der Verbreitungsgrad inklusive -geschwindigkeit und der Krankheitsverlauf ein noch ganz anderer wäre? Sind wir darauf vorbereitet? Werden die entsprechenden Ressourcen vorgehalten? Das alles sind Fragen, die wir uns alle stellen müssen. Das alles wird es nicht zum Nulltarif geben.

Wir müssen unser gesellschaftliches Handeln vielleicht nicht nur ein wenig überdenken. Hamsterkäufe und Randaleszenen in Supermärkten sind bei einer Situation wie der derzeitigen keine guten Vorzeichen für mögliche Zeiten, in denen uns noch Schlimmeres bevorsteht. Das dürfte nicht so einfach werden in einer doch recht ausgeprägten Ich-Gesellschaft.

Wir müssen das wieder hinbekommen mit unserer vernetzten Wirtschaft. Alles andere ist reine Utopie. Dass nun jeder wieder in seiner eigenen Suppe rumrührt; das ist Trump, aber das dürfen nicht wir sein. Und dabei wollen wir nun bleiben: Was müssen Unternehmen und Organisationen nach Corona mehr beachten, als sie das vielleicht bisher gemacht haben?

 

Das Kartell: Business Continuity 

Es ist grundsätzlich schwierig dafür vorzusorgen, was da kommen könnte. Denn kommen kann viel. Mit einer Corona-Pandemie konnte keiner so richtig rechnen. Und da es sich eben um eine Pan- und nicht nur Epidemie handelt, ist eine Business-Continuity und deren Management sehr schwierig.

Jedoch kann der Blick auf ein Business-Continuity-Managementsystem nicht schaden. Dieses soll dafür sorgen, dass potenzielle Bedrohungen für Organisationen und die Auswirkungen im Vorfeld ermittelt werden. Es geht weiter darum, diese Bedrohungen bei Eintreffen in Bezug auf die eigenen Geschäftsabläufe zu bewerten. Und dann gilt es ein Gerüst zum Aufbau der Belastbarkeit einer Organisation zu realisieren; einhergehend mit effektiven Reaktionen, die die Interessen ihrer zentralen Interessensgruppen, das Ansehen, die Marke und die wertschöpfenden Tätigkeiten sichern. (vgl. ISO 22301:2014).

 

ISO 22301 – Die Krisennorm

Die ISO-Norm 22301 aus dem Jahr 2014 zeigt die Anforderungen an ein solches System auf. Dadurch hätte die gegenwärtige wirtschaftliche Situation von vielen Unternehmen und Selbstständigen nicht verhindert, vielleicht aber abgemildert werden können. Es sind diese fünf Kernfragen, die wir alle für die Zukunft konsequenter beantworten sollten – bevor Corona und Konsorten durch die Eingangshalle schreiten:

(1) Gibt es im Unternehmen Mitarbeitende, die Funktionen, Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und Befugnisse haben, im eingetretenen Notfall einfach umsetzen zu dürfen?

(2) Gibt es im Unternehmen Leitlinien zur Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit – zumindest in Bezug auf eine minimale Niveaustufe der Produkte und Dienstleistungen, die für das Unternehmen akzeptabel ist?

(3) Gibt es im Unternehmen eine sogenannte Business Impact Analyse, in der zusammengestellt ist, worauf es im Unternehmen wirklich ankommt, was die Auswirkung wäre, wenn genau das nicht mehr gewährleistet und wie genau dies wenigstens auf einem Mindestniveau wieder behoben werden kann?

(4) Gibt es im Unternehmen klare Festlegungen dazu, welche Ressourcen im gebotenen Falle von Nöten sind? Infrastruktur? Daten und Informationen? Partner? Versicherungen? Und nicht zuletzt: Finanzen?

(5) Gibt es im Unternehmen klare Festlegungen, wer mit wem was und wie intern und extern kommuniziert und damit für Transparenz bei allen Beteiligten sorgt?

 

Chicken Run: Mein Name ist Corona und ich bin hier der Fuchs

Sind die obigen Fragen nicht beantwortet, dann gleicht – so hat sich dies in manchem Unternehmen nun gezeigt und zeigt sich immer noch – die Reaktion einem Hühnerstall, in den ein Fuchs eingebrochen ist. Plötzlich ist er da! Die Hühner starren ihn an, den Fuchs. Ist der jetzt wirklich hier in unserem Stall? Ist das schlimm? Das ist definitiv großer Mist! Der Fuchs fängt an zu wüten. Wir haben doch da jetzt einen Plan, oder?

Oder doch nicht? Wer kümmert sich um den Fuchs? Wer kümmert sich um uns? Was ist mit den Eiern? Wer war eigentlich zuerst da: Wir oder das Ei? Wen interessiert das jetzt? Wir haben hier Katastrophe! Wie heißt der Fuchs eigentlich? Corona? Das interessiert nicht! Er bringt uns um! Sollen wir alle ins Homeoffice, solange der Fuchs hier noch wütet? Was brauchen wir zuhause? Wer nimmt an der Legekonferenz teil? Und über welche Plattform? Ist das überhaupt so schlimm mit dem Fuchs? Alle sausen und gackern durcheinander. Ein riesiger wild gewordener Hühnerhaufen. Dem Gockel reichts: er fliegt in Urlaub. Er war kürzlich auf einem Vogel-Strauß-Seminar und weiß: Füchse sind überbewertet.

 

Hier gibt’s weitere Informationen zum Business Continuity Management für Österreich und Deutschland.

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Dr. phil. Markus Reimer ist Keynote-Speaker und Lead Auditor für Managementsysteme.