Die Entdeckung des Vorher und Nachher

Alle kennen die Weisheit, in der ein Krug solange zum Brunnen geht, bis er bricht. Der Krug. Dabei wissen wir auch, dass ein Krug überhaupt nirgendwo hingeht, solange sich hinten dran nicht ein tragender Mensch befindet, der eben diesen Richtung Brunnen lotst. Bricht der Krug dann, aus welchen Gründen auch immer, so ist der Grund des Weges dorthin obsolet. Dem Krug an sich, vollständig oder in Scherben, ist das einerlei.     

 

Vorher: Der Brunnen-Krug

Alle kennen die Weisheit, in der ein Krug solange zum Brunnen geht, bis er bricht. Dabei wissen wir auch, dass ein Krug überhaupt nirgendwo hingeht, solange sich hinten dran nicht ein tragender Mensch befindet, der eben diesen Richtung Brunnen lotst. Bricht der Krug dann, aus welchen Gründen auch immer, so ist der Grund des Weges dorthin obsolet. Dem Krug an sich, vollständig oder in Scherben, ist das einerlei. Die Leidtragenden sind die, die vorher vom Krug abhängig waren und nun, im Nachher, dumm dastehen. Besser wäre es gewesen, mehrere Krüge zu haben oder Alternativen, wie zum Beispiel Rohre, zu finden. Und dann stellt sich aber auch noch die Frage nach dem Brunnen: Was soll ein Krug am Brunnen, wenn der Brunnen trocken ist? Und bleibt? Mit anderen Worten: Der Krug alleine ist nicht das Problem.

So muss das auch auf den Osterinseln oder auf Grönland gewesen sein. Beide Inseln waren „vorher“ wohl von dichten Wäldern bedeckt; bis der Mensch der Meinung war, dass die Bäume der Wälder anderweitig viel mehr Nutzen bringen könnten – und sie abholzte. Was für ein Begriff! Mit dem Abholzen wurde das „Nachher“ eingeläutet. Mit den bekannten Folgen. Übertragen hat sich der Mensch sozusagen selbst abgeholzt. Der Krug wurde Stück für Stück zerbrochen. Das Vorher war zu Ende. Das Nachher hatte begonnen; aber nicht mehr für die Menschen dort.

 

Vorher und Nachher: Die Nachhaltigkeit des von Carlowitz

Liest man heute ein Buch über das gute Nachher, das so sein soll, wie das gute Vorher, also über Nachhaltigkeit, dann landet man immer am Anfang des 18. Jahrhunderts. Warum? Weil dort immer, zumindest im deutschsprachigen Raum, auf Hans Carl von Carlowitz verwiesen wird, der 1713 in einem Pamphlet die nachhaltende Nutzung des Waldes gefordert hat. Es dürfe einem Wald nicht mehr Holz entnommen werden, wie er imstande ist auch wieder nachzuwachsen. Es sollte also eine signifikante Vorher-Nachher-Differenz vermieden werden. Man könnte ansonsten von einer Waldüberlastung sprechen. Der dafür mögliche Zeitraum sollte natürlich überschaubar sein; ein grundsätzliches Übereinkommen war deswegen ein Jahr. Die „Nachhaltigkeit“ war als Begriff geboren. Andere Länder und Städte hatten zu diesem Zeitpunkt ebenfalls diesen Gedanken schon in der Praxis umgesetzt – aber ohne den dazu passenden Begriff.

Der nächste Schritt, auch wenn dieser noch viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen sollte, war dann den Wald zu verlassen. Denn der Gedanke betraf ja nicht nur das Holz im Wald, sondern alle Ressourcen auf dieser Welt. Die Welt sollte nicht überlastet werden. Dafür musste ebenfalls etwas unternommen werden: Man etablierte den Weltüberlastungstag. Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung schreibt dazu: „Die Menschheit lebt von den Ressourcen, die die Erde für sie bereithält. Ob Lebensmittel, Trinkwasser, Energie oder Rohstoffe für sämtliche Wirtschaftszweige. Der Planet kommt zu einem Zeitpunkt im Jahr in ein Defizit, an dem die Menschen mehr verbrauchen, als die Erde nachhaltig zu liefern vermag.“ Das ist der Tag, an dem der Jahreskrug eigentlich zerbricht oder der Brunnen leer ist, der Weltüberlastungstag. Idealerweise sollte dieser am 31.12. eines Jahres sein. Das ist er nicht. Das deutsche BMBF veröffentlicht auf seiner Website, dass dieser Tag 2021 eben nicht auf den 31.12. fällt, sondern auf den 29.07.. Also zu früh. Viel zu früh. Würden wir weltweit so leben, wie wir hier in Deutschland: Dann wären wir bereits am 04.05. fertig für das Jahr.

Von Carlowitz hat sich dann wohl nur mit dem Begriff „nachhaltend“ festsetzen können.

 

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Vorher, Jetzt und Nachher: Rachel, Astrid und Greta

Von Carlowitz hat aber berühmte Mitstreiterinnen, wenn auch in verschiedenen Jahrhunderten. Da wäre zum einen die Amerikanerin Rachel Carson, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Pittsburgh geboren wurde. Die Zoologin beschäftigte sich intensiv mit dem Leben unter Wasser und mit dem Leben an Land. Also mit zwei konkreten Zielsetzungen (14 und 15) der seit 2015 mittlerweile berühmten 17 SDG.

Ihre beiden Bücher „The sea around us” (1952) und “The edge of the sea” (1957) standen weit über ein Jahr auf den Top-Rängen der maßgeblichen Beststeller-Listen. Es folgte dann „Silent Spring“ (1962), in dem es um den massenhaften Einsatz von Pestiziden ging, der den vorher geräuschreichen Frühling nachher stumm werden ließ. Rachel Carson wurde als eine Kapazität anerkannt, die 1963 auch vom US-Kongress gehört wurde. Sie wurde von vielen unterstützt, aber auch von genau so vielen bekämpft; letzteres vor allem von Chemiekonzernen. Tatsächlich wurden aufgrund ihrer Bemühungen und Bücher für die USA völlig neue Umweltgesetze erarbeitet und verabschiedet: Sie machte einen Unterschied zwischen dem Vorher und dem Nachher.

Astrid Lindgren ist vor allem bekannt für Ihre Kinderbücher. Aber ihr Einsatz für den Tierschutz ist ebenso legendär wie erfolgreich. Sie nutzte ihre Bekanntheit eindrucksvoll zusammen mit der Tierärztin Kristina Forslund und kämpfte über viele Jahre hinweg gegen die Haltungsbedingungen von landwirtschaftlichen Nutztieren. Zu guter Letzt mit Erfolg: Das 1987 verabschiedete schwedische Tierschutzgesetz ging als „Lex Lindgren“ als das strengste Tierschutzgesetz der Welt in die Geschichte ein. Es garantierte zum Beispiel Kühen das Recht auf eine Wiese und Schweinen das Recht auf frisches Stroh. 1987 war ein Nachher realisiert worden.

Und das Wirken und die Wirkung von Greta Thunberg in der Gegenwart für das Nachher muss nicht weiter beschrieben werden. Wir werden es sehen …

 

Wissen, Innovation, Qualität, Agilität: Tu Du´s!

Auf der Website der 17 Nachhaltigkeitsziele ist das Wortspiel „Tu du´s“ praktisch hinterlegt. „Tu du´s“ ist aber weit mehr als ein Wortspiel. Das originale „To do“ ist mehr als eine Handlungsempfehlung. Wir müssen uns Wissen aneignen darüber, in welchen Zusammenhängen wir leben und welche davon wir wie beeinflussen können.

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Nachhaltigkeit ist vor allem ein Thema fürs TUN

Dabei dürfen wir nicht nur, nein, wir müssen auch kreativ sein und Innovationen fördern, die auf das Nachhaltigkeitskonto einzahlen. Qualität darf nicht mehr nur nach der Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden bewertet werden, sondern nach der gesamten Produkt- und Dienstleistungsbiografie. Es gilt, alte Muster und Routinen zu verlassen und mit Weitblick und Agilität in die Zukunft zu schauen; sowohl die Krüge, als auch die Brunnen im Auge zu behalten. Handeln wir nach dem formulierten Grundsatz von Friedrich Dürrenmatt, den ich sehr gerne in meinen Vorträgen zitiere: „Die Wirklichkeit ist nur veränderbar, insofern sie noch nicht ist. Wir können versuchen, die Zukunft zu beeinflussen, das ist alles.“ Und genau das müssen wir tun: Fürs bessere Nachher. Das Vorher ist schon vorbei.

 

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