SchleFaZ: Das Gegenteil von schlecht

Und wenn es dann an das Allerübelste überhaupt geht, dann kann das auch schon wieder innovativ sein – wenn man es geschickt einfädelt, so wie das SchleFaZ-Team das macht. 

 

Gut oder schlecht? Das ist hier die Frage

Kennen Sie die SchleFaZ? Nein? Wirklich nicht? Na, dann fangen wir mal so an:

Wenn etwas schlecht ist, dann ist das nicht gut; sonst wäre es ja nicht schlecht. Deswegen will man das, was nicht gut – also schlecht – ist, auch nicht haben: weder von Vornherein, noch im Jetzt, noch im Nachhinein. Nehmen wir mal das Thema „Innovation“: Ein Mitarbeiter hat eine schlechte Idee. Und der Mitarbeiter weiß auch von Vornherein, dass seine Idee schlecht ist. Was soll mit dieser Idee schon passieren? Wird er oder jemand anderer diese schlechte Idee promoten? Ist das dann überhaupt eine Idee? Wahrscheinlich wird mit dieser Idee eher nichts passieren, außer dass man sie vielleicht schnell vergessen mag. Wer braucht schon schlechte Ideen?  Oder schlechte Leistungen? Oder einen schlechten Ruf?

Nun, ganz so einfach ist es nicht. Wer weiß denn schon, welche Idee schlecht oder welche gut ist? Und hier kommt dann Paul Watzlawick ins Spiel, der sich über das Gegenteil von „schlecht“ Gedanken gemacht hat und dabei zu dem Schluss kam, dass das Gegenteil von schlecht nicht zwingend gut sein muss, sondern es kann auch das Gegenteil von noch etwas viel Schlechterem sein! Da ist was dran! Also wenn ich die Wahl habe zwischen etwas Schlechtem und etwas noch viel Schlechterem, dann ist das Schlechte ja besser und damit irgendwie auch gut. Oder?

Und sofort habe ich ein Praxisbeispiel zur Hand: Ich stelle mir vor, dass ich die Wahl habe zwischen einem Xavier-Naidoo-Song und zwei Xavier-Naidoo-Songs: In diesem Fall ist das Erste tatsächlich gut – so vollkommen abwegig dies auch auf Anhieb scheinen mag. Und somit ist das Schlechte nicht zwingend schlecht. Der volksmündliche Allgemeinplatz vom „geringeren Übel“ fasst das zusammen: Das Gegenteil von schlecht kann vor allem auch das noch größere Übel sein.

 

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SchleFaZ – noch schlechter: Ein Weg zum Guten?

Und wenn es dann an das Allerübelste überhaupt geht, dann kann das auch schon wieder innovativ sein – wenn man es geschickt einfädelt und das Allerübelste, also das Schlechteste überhaupt als das Schlechteste überhaupt interessant macht. Und so macht es nun schon seit geraumer Zeit der Fernsehkritiker und Satiriker Oliver Kalkofe: Er stellt mit seinem Partner Peter Rütten auf Tele 5 die „Schlechtesten Filme aller Zeiten“ – SchleFaZ – vor. Er kommentiert während der Filme noch zusätzlich die allerschlechtesten Szenen in den ja sowieso schon grenzdebil gesamtschlechtesten Filmen… und hat damit einen Kult um diese cineastischen Volldesaster begründet. Die Social Media Kanäle sind voll mit SchleFaZ, es gibt SchleFaZ-Partys, SchleFaZ-DVDs, SchleFaZ-Kinovorführungen …

Kalkofe ist damit ein eigentlich unmöglicher, neuer und damit innovativer, weil erfolgreicher Coup gelungen: Nämlich das Schlechte zum Begeisterungsmerkmal hochzustilisieren und dadurch Fans zu gewinnen. DAs den Qualitätsexperten bekannte Kano-Modell lässt grüßen! Diese Umkehr ist großartig, einmalig …

Naja, fast einmalig: Können Sie sich noch Michael Edwards, an „Eddie the Eagle“, in den Achtzigern erinnern? An den Skispringer aus Großbritannien, der konsequent von den Skischanzen dieser Welt weniger sprang, als vielmehr herunterplumpste? Seine Leistung war durchweg schlecht, sein Ruf als Skispringer war schlecht und er wurde gerade deshalb zum Medienstar! Weil er noch viel schlechter war, als alle anderen nicht so guten, also schlechten Springer. Also: Das Gegenteil von schlecht … und am Ende ist das dann doch sogar gut! Nur eben anders.

 

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