Aeroponik – Des Gärtners Innovation?

Also haben wir zwei Bewegungen bei den Gärtnern. Die eine fokussiert auf einen Garten Eden mit viel Grün; die andere auf Stein und Kies mit viel Grau. Doch ist letzteres noch Garten? Und was bedeutet dann die Aeroponik?

 

Was ist ein Garten und warum diese Frage?

Der Inbegriff des Gartens ist wohl Eden. So richtig gesehen hat diesen Garten zwar noch niemand, aber man erzählt sich sehr viel davon. Der Garten Eden trifft dann ganz im Sinne Platons die allumfassende Idee eines Gartens. Insofern dürfte wohl jeder eine Vorstellung davon haben, was ein Garten ist – und was nicht. Aber sicher sein kann man sich trotzdem nicht. Geht man heutzutage durch Neubausiedlungen, dann fallen einem mindestens zwei Dinge auf: Können manche Flächen ob ihrer Mikrogröße überhaupt noch als Garten bezeichnet werden? Und die andere Sache ist die, dass manches, was wohl ein Garten sein soll, einfach nur eine mit Kies auf-gefüllte Fläche ist. Gerne weißer Kies, wohldosiert und geformt in Betonumrandungen und als Abschluss mit Gabionen verziert – also mit in Draht gefangenen Steinen. Ist das alles noch Garten?

Dagegen boomen Zeitschriften schon seit Jahren, die sich mit grünen Gärten beschäftigen: Landlust, Landgarten, Gartenland, Gartenidee, Kraut und Rüben, Mein schöner Garten oder Garten und Flora. Aber in manchen Gärten floriert eben gar nichts mehr. Eines ist jedoch immer sicher, ob nun Kies, Steine, Blumen oder Rhabarber: Das alles findet auf oder auch im Erdboden statt, auch wenn man bei der einen Form nicht viel davon sieht.

Also haben wir zwei Bewegungen. Die eine fokussiert auf einen Garten Eden mit viel Grün; die andere auf Stein und Kies mit viel Grau. Doch ist letzteres noch Garten? Werfen wir einen Blick auf die Herkunft des Begriffs „Garten“, dann finden wir den Ursprung im Mittelhochdeutschen „garte“, was eigentlich so viel bedeutet wie „das Umzäunte“. Nun denn: Umzäunt ist schnell mal was; da werden Pflöcke in die Erde gerammt und einen Arbeitsgang weiter hat man eine Umzäunung – um Grün oder Grau herum. Und wenn man nun einen Schritt weitergeht, dann bleiben wir nicht mehr beim Umzäunen, sondern wir kommen zum hermetisch „ummantelten Umnebeln“. Wir brauchen keine Erde mehr. Und damit landen wir irgendwie bei der Aeroponik.  Eine Innovation. Eine Art Gärtnern der Zukunft?

 

Garten goes Weltraum – Aeroponik

Wie immer man Gärtnern definiert, mit Erde hatte es immer zu tun. Darum auch der wenn auch wenig bekannte Begriff der Geoponik. Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde ein Verfahren entwickelt, das genau diese geerdete Voraussetzung aushebelte. Es war zum Gärtnern nur noch Luft mit Wasser notwendig. Die Wurzeln der Pflanzen werden irgendwo fixiert, aber eben nicht in der Erde. Dann werden die Wurzeln in einen geschlossenen Behälter „verpackt“ und mit einem Nebel aus Wasser mit Nährstoffen benetzt. Und das wars dann schon. Hierzu braucht man noch nicht einmal die Schwerkraft. Nicht zuletzt darum war auf der Stelle die Raumfahrt an diesem Verfahren interessiert. Gärtnern ohne Erde und Schwerkraft: Das hört sich nach Weltraum und Weltraum hört sich zusätzlich auch immer nach Innovation an.

Aus diesem Grund wurde 2017 in Bremen vom Deutschen Luft- und Raumfahrt-Institut ein hermetisch abgeschlossenes Gewächshaus konstruiert und getestet. Es sollte dazu führen, dass die Wissenschaftler in der Antarktis-Forschungsstation Neumeyr III sich mit Gemüse versorgen können.

„Gurken, Radieschen, Paprika, Salate und Kräuter gedeihen bereits jetzt beim Testlauf in Bremen“, sagt Projektleiter Daniel Schubert vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme, und fügt hinzu: „Unter speziellem künstlichem Licht, wohl temperiert und ohne Erde nur von ausgesuchten Nährlösungen versorgt, können wir die Pflanzen schneller und produktiver als in ihrem natürlichen Umfeld wachsen lassen.“ Nicht zuletzt deswegen trägt das Gewächshaus unter anderem den Namen „Eden“. Da es langfristig im Welt-raum seinen Dienst erweisen soll, ist der vollständige Name „ISS-Eden“. Astro-Alex wird also bei seinen zu-künftigen Erdumrundungsmissionen Gemüse zu sich nehmen können. Wenn alles klappt.

 

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Der Antarktis-Garten

Zunächst musste der Aeroponik-Garten Eden jedoch seine Feuertaufe in der Antarktis bestehen. Das Gewächshaus ging also 2018 auf die Reise von Bremen in den sehr tiefen kalten Süden.

Wie sich nun ein Jahr später zeigte, war die Idee, die Vision vom Gemüse in der Antarktis oder später dann im All eine sowohl gute, als auch praktikable! Denn der ISS-Eden-Gärtner konnte im August 2019 vermelden, sage und schreibe 270 Kilogramm Gemüse geerntet zu haben. Dies bewerkstelligte er bei Außentemperaturen von über 40 Grad Minus, ohne Erde, ohne Tageslicht, ohne Pestizide und mit nur wenig Wasser. Das alles gelang ihm auf gerade mal 13 Quadratmeter Anbaufläche. Vor allem Gurken und Tomaten gediehen in hervorragender Weise. Dagegen waren Erdbeeren und Paprika weniger angetan vom aeroponischen Gärtnern. Dies alles gilt es nun auszuwerten. Insgesamt hat sich das System definitiv bewährt und kann nun weiterentwickelt und verfolgt werden. Das Gärtnern hat damit tatsächlich eine neue Dimension erhalten. Für den Weltraum und für die Antarktis – für die, die da hin wollen. Doch wie sieht es zuhause aus? Im Gemüsevorgarten?

 

Der Aeroponik-Maschinen-Garten

So weit, so gut. Die Aeroponik bietet uns die Möglichkeit unter schwierigen oder gar unter unmöglichen Bedingungen Pflanzen zu züchten und zum Blühen zu bringen. Das ist funktional und ertragsfokussiert eine gute Sache. Das ist auch schwer innovativ. Unbestritten.

Somit haben wir eine dritte Variante des Gärtnerns. Zum ersten die traditionellen Gärtner, die aus ihrer umzäunten Erde eine Art grüne Pflanzenwunderwelt machen. Das sind die Gärtner, die gerne auch in den Flora-Hochglanzzeitschriften abgelichtet werden. Zum zweiten die Gärtner, die auf ihre umzäunte Erde einen Laster Kies kippen, um dem Grün den Garaus zu machen. Von wem diese „Gärtner“ abgelichtet werden? Wer weiß.  Und die dritten Gärtnernden bauen sich eine innovative Maschine mit temperierten Wassertanks und Sprühdüsen, die unten das Wurzelwerk in einen hermetisch abgeriegelten gleichmäßigen Nebel tauchen, um oben ertragreiches Grün zu erhalten. Diese Gärtner tauchen dann nicht zuletzt in wissenschaftlichen Abhandlungen der Chemie und vielleicht des Maschinenbaus auf – oder in Weltraum-Zeitungen. Es bleibt zu bezweifeln, dass oben angesprochene Garten- und Flora-Zeitschriften die schönsten Aeroponik-Gärten küren.

Joachim Ringelnatz schrieb einmal so schön

„Kinder weinen,

Narren warten,

Dumme wissen,

Kleine meinen,

Weise gehen in den Garten.“

Es bleibt auch zu bezweifeln, dass dieser Weise in Zukunft in einen Maschinenpark geht. Wenn er sich nicht gerade auf dem Mond befindet.

 

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Dr. phil. Markus Reimer ist Keynote-Speaker und Lead Auditor für Managementsysteme.