Ahoi in allen Wässern: Vorbereitet sein!

Etwas geht schief, man war nicht vorbereitet und das Erste, was passiert: Einen Schuldigen zu suchen. Ob das weiterhilft? Es muss nicht bezweifelt werden, denn die empirischen Ergebnisse sprechen für sich. Keine Katastrophe wurde dadurch bewältigt, weil man ganz schnell einen Schuldigen gefunden hat.

Nicht vorbereitet: Wer ist schuld?

Wie soll man all diese Nachrichten noch unter ein Schiffchen bekommen? Es ist Sommer 2013 und zuerst schwappt eine Wasserwelle über die gesamte Osthälfte Deutschlands und lässt Dorf für Dorf und Stadt für Stadt wochenlang im Wasser versinken. Alle Verantwortlichen und Unverantwortlichen laufen hin und her, weisen Schuld zu und von sich ab. Menschen, die direkt neben einem Fluss ihr Domizil bezogen haben, bemerken plötzlich und völlig unabsehbar, dass der Fluss auch mal über die Ufer treten kann. Darauf konnte man nicht vorbereitet sein – und schon steht der Schuldige fest: Es ist die baugenehmigende Stelle. Oder zumindest die Dammbauer könnten auch schuld sein. Oder die Meteorologen. Oder die, die die Meldungen der Meteorologen nicht schnell genug weitergegeben haben. Wasser in Massen bringt Durcheinander.

Das ist übrigens kein nur soziales oder gesellschaftliches Problem: Das findet sich genau so oder mit Abwandlungen in Unternehmen oder Organisationskontexten wieder. Etwas geht schief, man war nicht vorbereitet und das Erste, was passiert: Einen Schuldigen zu suchen. Ob das weiterhilft? Es muss nicht bezweifelt werden, denn die empirischen Ergebnisse sprechen für sich. Keine Katastrophe wurde dadurch bewältigt, weil man ganz schnell einen Schuldigen gefunden hat.

 

Absehbar und trotzdem nicht vorbereitet

Wir leben in einer schnelllebigen Welt. Mit den sinkenden Pegeln und dem damit einhergehenden sinkenden Interesse an dieser Wasser-Katastrophe nehmen auch die Schuldzuweisungen wieder ab. Darauf muss man nicht vorbereitet sein; das ist immer so.

Und nun, da die Flut wieder weg, der Katastrophenalarm aufgehoben und das Hilfe-Interesse abgeklungen ist, geht’s plötzlich global weiter in diesem Sommer 2013.

Man muss erfahren, dass in den USA einer ganzen Stadt das Wasser bis zum Halse steht – und das ganz ohne Wasser! Nur mit mehr Schulden. Detroit steht kurz vor der Pleite. Die Stadt war nicht vorbereitet auf den Strukturwandel in der Automobilindustrie. Ein Höhepunkt war die Insolvenz des Auto-Giganten General Motors einige Jahre zuvor. Und neben Detroit soll auch in anderen Städten der USA das sprichwörtliche Wasser unaufhörlich steigen. Man hat über viele Jahre die drastisch sinkenden Einnahmen und die parallel steigenden Schuldenpegel nicht beachtet oder sich zu keinen oder nur wenigen Reaktionen hinreißen lassen. Und plötzlich liegt eine ganze Stadt im Schatten des Kuckucks?!

Doch muss uns in Deutschland das interessieren? Vielleicht schon, weil die Wellen dieses Desasters auch nach Deutschland schwappen; zumindest über deutsche Banken und Versicherer, die dort die einen oder anderen hundert Millionen Euros versenkt haben und die nun vielleicht für immer auf dem Grund der Tiefsee-Insolvenzen gesunken sind.

 

Konsequent vorbereitet

Nach der Wasserkatastrophe trifft man in Deutschland sehr konsequente Vorbereitungen: Wenn man das Wasser von Ortschaften nicht fernhalten kann, dann nimmt man dem Wasser einfach die Ortschaften weg. Das ist krass konsequent vorbereitet. Es verschwinden nun ganze Ortschaften. Sie verschwinden für immer aus Landschaft und auch aus dem aktualisierten google earth.

Zum Beispiel verschwindet die Ortschaft Isarmünd in der Nähe von Deggendorf. Das Dorf liegt direkt an der Mündung der Isar in die Donau und es wird bald heißen: lag direkt an der Isarmündung in die Donau. Die Ortschaft wird abgerissen und der Grund und Boden wird kommenden Fluten zur Verfügung gestellt. Das Wasser wird keine Ortschaft mehr vorfinden. Es wird einfach niemand mehr da sein, dem das echte Wasser bis zum Halse stehen kann. Es gibt dort keine Hälse mehr.

Übrigens auch aus Detroit verschwinden immer mehr Hälse, an denen das sprichwörtliche Wasser steigen könnte. Vor allem die einkommensstärkeren Schichten sind schon längst abgewandert. Aber nicht nur diese.

Glücklicherweise brauchen unsere Städte nur vor echtem Wasser Angst zu haben. Eine Pleite von Städten ist in Deutschland gesetzlich abgesichert ausgeschlossen! Das ist mal so richtig vorbereitet! Deswegen kann zum Beispiel Berlin mit ruhigem Gewissen auch pleite sexy sein. Pleite, sexy und mit der Zeit dann immer mehr baufällig. Und Praktiker und Max Bahr können dort auch nicht mehr mit „20% auf alles“ helfen, denn bei ihnen hat der Pegelstand den Hals bereits nach oben verlassen.

Was können wir nun tun?

Vielleicht ersetzen wir zunächst einmal das „Hallo“ durch „Ahoi“…

 

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