Dynamik vs. Ergebnis
Der „Schöler“ möbelt seine glatte, eher statische Sechs von innen heraus auf zu einer dynamisch guten Sechs … und diese Dynamik führt dann zu … ja, zu was? In der Realität wohl nach wie vor zum Sitzenbleiben – hier dann zu einem dynamischen Sitzenbleiben.
Erfolgsfaktor Ausbaudynamik
Seit einigen Jahren dümpelt Bayern im Angebotsbereich zu Ganztagsschulen oder Ganztagsplätzen eher auf den letzten Plätzen verschiedener Rankings. Doch, so haben wir jetzt gelernt, das ist die falsche Sichtweise. Und die richtige Sichtweise erläuterte uns der Bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle im August 2013. Er sagt nämlich, dass es auf das Vorhandene gar nicht so sehr ankäme, sondern der „entscheidene Maßstab“ sei die Ausbaudynamik. Das ist gut! Diese Sichtweise des Bayerischen Kultusministeriums wurde uns bisher so nicht vermittelt und deshalb konnten wir das auch nicht wissen. Und das hat weitreichende Folgen. Sehen wir uns sie an.
Dynamisches Sitzenbleiben
Bedeutet das nun, dass der entscheidende Maßstab in den Schulen nicht die Sechs ist, die die Versetzung verhindert, sondern viel mehr die der Sechs innewohnende Dynamik? Der „Schöler“ möbelt seine glatte, eher statische Sechs von innen heraus auf zu einer dynamisch guten Sechs … und diese Dynamik führt dann zu … ja, zu was? In der Realität wohl nach wie vor zum Sitzenbleiben – hier dann zu einem dynamischen Sitzenbleiben. Überträgt man diese Sichtweise dann wieder zurück zum Ganztagesangebot, dann können wir auch dem Minister eine enorme Dynamik bescheinigen – aber trotzdem eine Sechs geben und ein Sitzenbleiben anordnen. Dazu stünde passenderweise auch bald eine Wahl an. Doch was heißt bei einer Wahl eigentlich „Sitzenbleiben“?
Die Dynamik machts
Die Dynamik machts. Ein wenig aus der Realität entfernt scheint diese Aussage auch in anderen Bereichen zu sein. In der freien Wirtschaft: Ein zahlungsunfähiges Unternehmen wird wohl oder übel Insolvenz anmelden müssen. Geht es diesen Schritt nicht zeitgerecht, so wird sich der Geschäftsführer vor Gericht etwas schwertun, die Insolvenzverschleppung mit einer wie auch immer gearteten Dynamik sinnvoll zu begründen. Ob die Zitation des Dr. Ludwig Spaenle hier hilft: Man mag es bezweifeln.
Dynamik versus Ergebnis
Andererseits gibt es vielleicht doch noch positive Ansätze: Den Berliner Flughafen zum Beispiel! Dort hat die Dynamik in der Tat zugenommen: Es wurde die seit mehreren Monaten stattfindende Bestandsaufnahme der Mängel und Fehlplanungen beendet. Das ist für einen Neubau ein etwas ungewöhnlicher Fortschritt, aber im bekannten Fall ist es eben ein Fortschritt. Das hat auch etwas von einer sehr positiven Fehlerkultur. Wobei Flughafensprecher ohne Flughafen, Ralf Kunkel, betont, dass Ergebnisse noch nicht bekannt seien. Auch die Dynamik hat schließlich Grenzen.
Ein neuer Eröffnungstermin steht auch noch nicht fest und man wird eine Aufsichtsratssitzung im Oktober 2013 abwarten müssen, um neue Schritte hin zu einer Eröffnung erfahren zu können. Was ist also das Fazit? Die Mängel sind erfasst. Fehlplanungen sind erfasst. Es wird eine Sitzung kommen. Dann gibt es vielleicht die Ankündigung von Schritten. Das alles hat den Anschein von Dynamik! Da tut sich was! Jedoch: Es gibt immer noch keinen Flughafen, auf oder in dem geflogen wird.
Und da kommt eben Ludwig Spaenle ins Spiel mit seinem Statement: Der entscheidende Maßstab ist die Ausbaudynamik! Und damit ist plötzlich alles gut! Wir atmen durch, lehnen uns dynamisch zurück und rufen dieser kritischen ergebnisfixierten Welt zu: „Läuft!“
Hier können Sie Dr. Markus Reimer in Ausschnitten aus seinen Vorträgen live erleben.