Die zwei Pünktchen zur Entscheidung

Die getroffene Entscheidung auf der Basis einer nachrangigen Relevanz ist aber nun von hoher Relevanz. Denn: Nun ist das mal so entschieden und damit basta.

 

Eine Entscheidung ist eine Entscheidung – die Uhrzeit

„Wer hat an der Uhr gedreht?“ Diese altbekannte Frage von Paulchen Panther beantworten wir mit Rückblick auf heute Nacht: Wir alle! Denn: Ab jetzt ist wieder Sommerzeit! Nur wenige erfreuen sich an ihr so richtig. Und der damit ursprünglich verfolgte Zweck der Energieeinsparung hat sich mittlerweile auch als null und nichtig erwiesen. Das ist aber erstmal einerlei. Jedoch: Was heißt „erstmal“? Seit 1980 bleibt man dabei: Die Uhrzeit wird jeweils im März und im Oktober vor- und dann wieder zurückgestellt – nach Wiedereinführung nunmehr also seit 35 Jahren. Der Gedanke und der Aufwand einer Uhrzeitumstellung sind aber nach wie vor geradezu brachial. Auch wenn es sich eben nicht bewährt hat. Jetzt ist es schon mal so, dann lassen wir es auch mal so. Doch die Uhr ist da nicht alleine …

 

Eine Entscheidung ist eine Entscheidung – das Handy

Das Benutzen von Handys als Fahrzeugführer, also zum Beispiel in Autos, ist verboten. Das ist seit Jahren hinlänglich bekannt. Nicht, dass sich allzu viele Menschen daran halten würden. Aber bekannt ist es. Meint man. Mit einer Freisprechanlage darf man aber im Auto telefonieren. Das ist also erlaubt. Der Unterschied ist also: Beim einen Telefonieren hat man das Handy in der Hand; beim anderen Telefonieren telefoniert man nur, aber ohne Hand.

Jedoch haben schon eine Menge Studien belegt: Sowohl das eine, als auch das andere erhöht das Unfallrisiko signifikant – unabhängig davon, ob nun mit Phone am Ohr oder als Schallwellen im gesamten Auto. Denn nicht die Hand ist es primär, die das Problem darstellt. Es ist das geistige Auschecken aus das Situation. Das ist der Unterschied zum Gespräch mit dem Beifahrer. Dieser befindet sich in der gleichen Situation. Ist der Gesprächspartner aber außerhalb des Autos, ist die Hand am Handy eher nachrangig relevant. Die getroffene Entscheidung auf der Basis einer nachrangigen Relevanz ist aber nun von hoher Relevanz. Denn: Nun ist das mal so eingeführt, dass im Auto Telefonieren mit Handy nicht erlaubt und mit Freisprechanlage eben schon erlaubt ist: Und dabei bleibt es auch. Auch wenn es sich eben nicht bewährt hat.

 

Die Entscheidungsfalle

Die beiden Beispiele – oder gerne auch genommen: Der Brexit! – zeigen: Einmal getroffene Entscheidungen werden beibehalten, auch wenn sie sich mittlerweile als unzweckmäßig oder gar als falsch erwiesen haben. Es bleibt dabei. Ich habe fertig – um eine Anleihe von einem berühmten Italiener zu nehmen, der nicht für seine Stoik bekannt ist.

Das Beibehalten von einmal getroffenen Entscheidungen ist aber auch ein nicht unwesentliches Problem in vielen Unternehmen. Sie können daran zugrunde gehen, wenn sie an Entscheidungen festhalten, die es vielleicht aus subjektiver Sicht zu bewahren gilt, die sich aber objektiv nicht oder nicht mehr bewähren.

Im Besonderen verhält es sich so mit – vermeintlichen – Innovationen. Ist erst einmal die Entscheidung für ein Innovationsprojekt getroffen und viel Zeit und Geld investiert worden, dann wird es immer schwieriger daraus auszusteigen. Zum einen, weil vielleicht ein Gesichtsverlust der Entscheidungsträger dahinter steht. Zum anderen aber auch, weil man die Investitionen und geschaffenen Voraussetzungen nicht einfach so aufgeben will.

 

Die manifestierte Entscheidung

Umso mehr nun in eine Entscheidung, also zum Beispiel in ein Entwicklungsprojekt investiert wurde, desto schwieriger wird der Ausstieg. Auch wenn mittlerweile schon längst feststeht und auch niemand mehr daran glaubt, dass aus dieser Idee einfach keine Innovation mehr werden kann: Die Entscheidung und das Projekt werden bewahrt, trotz fehlender Bewährung. Dabei steht eigentlich völlig außer Frage, dass Bewährung vor Bewahrung gestellt werden muss. Die beiden Pünktchen über dem „a“ machen den Unterschied. Aber wohl nicht für alle. Darum wird das Projekt weitergeführt …

Und darum werden wir uns auch in den nächsten Wochen begründet und völlig legal im Auto über Freisprechanlagen über unsere Müdigkeit aufgrund der Zeitumstellung unterhalten können …

 

Hier können Sie sich einen Überblick zu den Vorträgen von Dr. Markus Reimer verschaffen.