Minus x Minus – Ein Mathematik-Phänomen für Innovation

Nehmen wir die berühmte Apfel-Mathematik: Sie haben also einen fehlenden Apfel und noch zwei weitere fehlende Äpfel. Und wenn Sie diese nun miteinander multiplizieren, dann haben Sie plötzlich zwei Quadratäpfel auf dem Tisch liegen. Das ist jetzt in der Praxis ein bisschen schwierig nachzuvollziehen.

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Faszination Mathematik – Die Apfel-Multiplikation

Die Mathematik ist ja voll bestechender Logik. Es gibt dabei einige Grundregeln, die auch wirklich jeder weiß und versteht, weil man sie auch sofort nachvollziehen kann. Dagegen gibt es einige Regeln, die ein Studium erforderlich machen, um mitgehen zu können. Aber das ist hier nicht das Thema. Lassen Sie uns einen Blick auf die einfacheren mathematischen Dinge werfen.

So zum Beispiel die Multiplikation mit Null. Haben Sie einen Faktor mit Null, dann ist das Ergebnis immer Null. Das ist einfach, denn wo etwas nicht da ist, da ist es eben einfach nicht da. Ob es nun dreimal oder achtzehnmal nicht da ist, das ist dann am Ende für die Mathematik unerheblich. Nicht da ist nicht da. Fertig.

Dann wissen wir alle, dass wir durch Null nicht dividieren sollen. Was heißt „sollen“? Wir dürfen es nicht. Es ist verboten. Weil es keinen Sinn ergibt. Teilen wir einen Apfel durch zwei, dann haben wir zwei halbe Äpfel. Wenn wir ihn jedoch durch Null teilen … was passiert dann mit dem Apfel? Ist er dann noch da? Oder ist er dann weg? Man weiß es nicht. Fassen wir es so zusammen: Apfel featuring Schrödinger. Und so etwas mag die Mathematik weniger. Mathematik will klar und eindeutig sein.

 

Quadratäpfel – Ein Mathematik-Phänomen

Kommen wir nun zum dritten Beispiel. Sicher ist es so, dass nicht die ganze Welt versteht, warum zweimal etwas Negatives multipliziert Positives ergeben soll. Sie haben also einen fehlenden Apfel und noch zwei weitere fehlende Äpfel. Und wenn Sie diese nun miteinander multiplizieren, dann haben Sie plötzlich zwei Quadratäpfel auf dem Tisch liegen. Das ist jetzt ein bisschen schwierig nachzuvollziehen; vor allem deswegen, weil wir uns das nicht so recht vorstellen können. Nun ja. Aber das ist Mathematik. Es ist alles logisch begründbar und damit unantastbar.

Besser ist es aber, wenn sich das in der Praxis zeigen lässt. Und hier haben sich 2012 die drei damals 18jährigen Shri Ganeshram, Rujul Zaparde und Kevin Petrovic große Verdienste zuzuschreiben. Vielleicht kennen Sie die drei jungen Herren noch nicht, deswegen hier die Erläuterung aus Ihrer Praxis, werter Leser.

 

Negative Markt-Mathematik

Sie hatten sicher schon öfter den Eindruck, dass Parken an einem wo auch immer gelegenen Flughafen dieser Welt ein klein wenig überteuert ist. Warum sich gerade dort die Preise zielsicher nach oben orientieren, liegt ziemlich eindeutig auf der Hand. Sie müssen irgendwie zum Flughafen, können aber schlecht Ihr Auto mit ins Flugzeug nehmen; zumindest nicht als Otto Normalflieger. Also muss das Auto zurückbleiben, und das nicht nur bei Ihnen. Parkpreise an Flughäfen dieser Welt sind also teuer, damit ärgerlich – damit: negativ.

Wenn Sie nun im Flugzeug dort ankommen, wo Sie eben hinwollten – was ja zumeist gelingt, dann haben Sie Ihr Auto natürlich nicht zur Hand, denn es steht ja am Abflug-Airport. Sie brauchen aber eines. Also mieten Sie sich ein Auto, so wie sehr viele andere Fluggäste das auch machen. Irgendwie muss man vom Flughafen wieder wegkommen. Und das macht die Sache wiederum teuer. Auch hier ist es überflüssig sich darüber Gedanken zu machen, warum dies so ist. Die Nachfrage regelt eben das Angebot. Insgesamt, so können wir resümieren: Ein Auto zu mieten an Flughäfen ist teuer, damit ärgerlich – damit: negativ.

(Autos sind stets innovationsgeladen … hier geht es zum Blog-Artikel „Autos wie auf Schienen“)

 

Wenn aus Mathematik Innovation wird

Somit haben wir nun zwei negative Situationen oder sagen wir: Faktoren. Diese ergeben sich an allen Flughäfen rund um die Welt täglich abertausendfach. Die einen lassen ihr Auto am Flughafen zurück und zahlen dafür eine erkleckliche Summe. Und andere kommen am Flughafen an, brauchen ein Auto und zahlen dafür eine erkleckliche Summe.

Die drei oben genannten Herren Shri Ganeshram, Rujul Zaparde und Kevin Petrovic haben nun wohl in Mathematik sehr gut aufgepasst und erinnerten sich an diese Grundregel: Negativ mal Negativ muss doch eigentlich ein Plus ergeben. Und genau so war es. Es ergab ein Plus und zwar nicht zuletzt auf ihrem Konto.

Die drei jungen Herren gründeten ein Unternehmen „Vermittler“, als eine Art Airbnb für zeitweise rumstehende und zeitweise benötigte Autos. Jedoch waren sie mit Personal vor Ort, um den entsprechenden Service gewährleisten zu können. Sie nahmen so die Autos der Abfliegenden an den Flughäfen in Empfang und vermieteten diese dann für die Dauer der Abwesenheit der Abfliegenden an Ankommende. Das ist eine simple Idee, die tatsächlich auch von vielen Kunden sofort angenommen wurde.

Die Plattform dafür war flightcar.com und die Auto-Drehscheibe war zunächst in San Francisco angesiedelt. Wo auch sonst? Das Silicon Valley lässt grüßen. Sehr schnell wurden weitere Flughäfen angepeilt und verwirklicht. In den Hochzeiten konnten Ganeshram, Zaparde und Petrovic das Angebot auf 17 Standorte ausweiten mit ungefähr 150 Angestellten.

Ausgehend von 2012 wurde das erfolgreiche Unternehmen nur vier Jahre später von Daimler gekauft und in den eigenen Konzern als Technologie in die Entwicklung von neuen Mobilitätsdienstleistungen integriert.

Es war sicher nicht der Schaden der drei Unternehmensgründer. Minus mal Minus ergibt Plus. Ein beeindruckender praktischer Beweis für eine theoretische Grundregel der Mathematik. In San Francisco sagt man dazu wohl: It works!

Right!

 

Hier finden Sie Zitate aus den Vorträgen von Dr. Markus Reimer.

Hier finden Sie Vortragsausschnitte von Dr. Markus Reimer.