Alles frugal, oder was?

Kennen Sie die Anekdote mit dem NASA-Füllfederhalter im Weltraum? In diesem fließt die Tinte aufgrund der nicht vorhandenen Schwerkraft nicht dort hin, wo sie eigentlich hinfließen sollte? Das hat was mit frugal zu tun!

 

Frugal – Eine neue Begriffs-Sau? 

Seit einiger Zeit wabert durch Presse, Wirtschaft und Wissenschaft der Begriff der frugalen Innovation. Einfach gesagt ist mit frugalen Innovationen gemeint, dass man existierende Dinge vereinfacht. So können Sie zum Beispiel – wie in Indien gemacht – ein Auto entwickeln, bei dem Sie alles, aber auch wirklich alles Überflüssige weglassen. Dann haben Sie ein Auto, das fährt, aber ansonsten nichts mehr kann. Keine kühle Luft in den Innenraum blasen, keine Musik spielen, nicht den Weg zeigen, keinen Stauraum bieten, usw. Das ist dann ein sehr einfaches Auto, das aber seinen ursprünglichen Zweck erfüllt: Es fährt. Sowas gab es auch schon mal vor über 100 Jahren. Damals war es eine Innovation par excellence! Heute ist es auch wieder eine Innovation – aber eben eine frugale.

Nimmt man die berühmte Kreativitäts-Checkliste von Alex Osborne, dann wird man darin neben anderen Hinweisen mehrmals die Aufforderung finden, vorhandene Dinge zu vereinfachen, zu verschlanken, zu reduzieren, Bestimmtes wegzulassen. Das war in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts und das ist auch heute noch sehr modern. War und ist das dann auch schon alles frugal?

 

Warum der frugale Gedanke schon ganz sinnvoll ist …

Die Idee hinter den frugalen Innovationen ist natürlich mehr als begrüßens- und unterstützenswert. Denn so können auch ärmere Bevölkerungsschichten sich Produkte leisten, die ansonsten kaum erreichbar wären – z.B. eben ein Auto. Aber wozu der Begriff der frugalen Innovation? Es gibt Erfindungen, die sind genial und sie waren so vorher vielleicht nicht da: ein Kühlschrank aus Lehm, der ohne Strom funktioniert. Als Beispiel. Das ist eine wahre Innovation (in der Wissenschaft als „disruptiv“ bezeichnet). Und es gibt Verbesserungen von Produkten oder Anpassungen; in der Wissenschaft meist als inkrementell bezeichnet. Als Beispiel: Das einfache Auto. Beide Varianten können nun auch als frugal bezeichnet werden … aber wozu?

Nachdem die NASA also festgestellt hatte, dass das mit dem Füllfederhalter im Weltraum so nicht funktioniert, wurde also eine Forschungsgruppe installiert, die einen neuen Füller entwickeln sollte. Die Forschungsgruppe hat dies auch geschafft: Für einige Millionen Dollar Projektkosten und nach einigen Monaten präsentierte sie nicht ohne Stolz einen Füller, der im Weltraum, aber auch unter Wasser schreiben konnte. Ziel erreicht.

Die Russen hatten zu dem Zeitpunkt genau das gleiche Problem. Sie nahmen einen Bleistift.

Ob die Geschichte wahr ist? Das weiß ich nicht. Aber sie ist frugal.