Johannisbeeren für alle!

 „Die tägliche Johannisbeere“ – Wer horcht auf und fragt: Kann sie das wirklich gefordert haben?  Ja, das kann sie tatsächlich gefordert haben. Geht man der Sache nur ganz kurz nach, dann stellt sich schnell heraus: Sie hätte das fordern können, aber sie hat es nicht. Es war nur ein gefaktes Statement der Satire-Seite „The Daily Currant“.

 

Was ist was und was nicht?

Die Boston-Bomber sollen angeblich aus Tschetschenien kommen und Sarah Palin, an die man sich noch erinnert – zwar nicht gerne, aber eben erinnert – fordert: Man sollte Tschechien besetzen! Bomben müssen auf Prag! Rund um die Welt wird nun über Sarah Palin gelacht … und niemand fragt nach, ob sie das nun wirklich gesagt hat. Ist das bedenklich? Nein, das ist nicht bedenklich, sondern ein Lernprozess. Das Ergebnis dieses permanenten Lernprozesses ist: Alles ist möglich.

Meister Schuhbeck verkauft neben Ingwer gerne sein Gesicht für McDonalds, der Leuchtturm der Aufrechten Uli Hoeneß lässt seine Kröten am deutschen Fiskus vorbeiwandern,  die Wirtschaft spricht aktuell bei Daimler von „Gewinnwarnungen“, wenn sie aber genau das Gegenteil meint, nämlich vor Gewinnen, die nicht kommen werden, zu warnen. Wie muss ich eigentlich dann eine Orkanwarnung verstehen? Muss ich mich davor fürchten, dass kein Orkan kommt? Das würde nur dann wieder Sinn ergeben, wenn ich bei einem Xavier-Naidoo-Open-Air wäre. Egal.

Der CSU-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, über die Grenzen hinaus bekannt als „Schüttel-Schorsch“, zahlt seiner Sekretärin angeblich 5.500 Euro im Monat und hat wohl auch ein Verhältnis mit ihr- was aber wiederum moralisch unbedenklich ist, da sie seine Frau ist. Und zwischen all den Schorschens, Alfonsen, Ulis und wie sie alle heißen, fordert nun Sarah eine Art Erstschlag gegen Tschechien. Bomben auf Prag. Unseren Nachbarn.

 

Die Johannisbeere ist überall

Wer horcht auf und fragt: Kann sie das wirklich gefordert haben? Die Antwort lautet aus all den oben genannten Erfahrungen heraus: Ja, das kann sie tatsächlich gefordert haben. Geht man der Sache nur ganz kurz nach, dann stellt sich schnell heraus: Sie hätte das fordern können, aber sie hat es nicht. Es war nur ein gefaktes Statement der Satire-Seite „The Daily Currant“; auf Deutsch: „Die tägliche Johannisbeere“. Das ist sicher irgendwie lustig. Aber eben auch erschreckend. Denn es wird scheinbar nichts mehr hinterfragt, bezweifelt. Ob echt oder unecht: Es ist nicht mehr möglich zu unterscheiden, was sein und was nicht sein könnte. Es sei denn, man würde für das „Satire-Verdächtige“ zum Beispiel eine Johannisbeere-Kennzeichnungspflicht einführen. Das wäre möglich. Es wäre aber auch ein wenig irre.

Aber stellen Sie sich mal Hoeneß oder Schuhbeck mit einer Johannisbeere im Haar vor. Nein, tun Sie es besser nicht … weil es ja nur irre scheint, aber echt ist.