Das 3D-Druck-Schnitzel

Wer sagt, dass man in Zukunft noch einen Metzger braucht? Vielleicht reicht einfach der 3D-Drucker, den man dann sowieso schon zuhause stehen hat? Und wie soll der Metzger mit diesem Trend umgehen? Soll er seine Schlachthalle in eine Druckerei umbauen?

 

Es druckt nicht! Der Niemeyer wars!

Vor fast 20 Jahren amüsierte ein IBM-Werbespot die gesamte Bürowelt, weil ein alltägliches Bürowelt-Problem, nämlich ein nichtdruckender Drucker, nicht wenig witzig dargestellt wurde. Aus heutiger Sicht noch immer ein Klassiker.

Das Kernproblem wurde in einer kurzen Feststellung zusammengefasst: „Es druckt nicht!“. „Es druckt nicht!“ wurde zu einem geflügelten Wort. Und alle wussten, wer daran Schuld war: Es war der  Niemeyer. Auch er wurde zum geflügelten Namen und niemand wollte Niemeyer sein.

 

Es druckt! In 3D!

Heute sieht das ganz anders aus. Heute druckt es überall und das nicht nur im Büro auf Papier in 2D. Ob man das braucht oder nicht: Einerlei! Es wird gedruckt! Und heute wird überall alles gedruckt und verkauft:  Schmuckstücke, Schnitzel und Schlagersängerfiguren. Natürlich stellt sich nicht so sehr die Frage, wer gedruckte Schlagersängerfiguren braucht und will, als viel mehr, ob gedruckte Schnitzel wirklich Gaumenfreuden bereiten können. Wie dem auch sei: Es druckt jetzt! Und es druckt immer mehr! Und die 3D-Druckerei als innovativen Trend für einige wenige Branchen zu bewerten, der vielleicht auch bald wieder vorbei sein wird, ist blauäugig  und birgt nicht unerhebliche Gefahren in sich.

Natürlich ist es bei später erfolgreichen Innovationen immer so, dass am Anfang – in der Trendphase – nicht ersichtlich ist, ob sich da was Großes auftut. Das war in der Digitalfotografie auch so. Wer hätte beim Übergang von der Analog- in die Digitalfotografie gedacht, dass die Entwicklung gleich noch einen Schritt weitergeht und heute nur noch mit Telefonen und vielleicht bald nur noch mit Brillen oder Kontaktlinsen fotografiert wird? Der Digitalguru Sascha Lobo meinte vor nicht allzu langer Zeit, dass man auf der Hut sein müsste, dass nicht mit einem Mal die Hälfte der eigenen Branche durch eine App für 99 Cent ersetzt wird. Vielleicht braucht es noch nicht mal die 99 Cent für eine App.

 

Der 3D-Druck-Metzger

Wer sagt, dass man in Zukunft noch einen Metzger braucht? Vielleicht reicht einfach der 3D-Drucker, den man dann sowieso schon zuhause stehen hat? Und wie soll der Metzger mit diesem Trend umgehen? Soll er seine Schlachthalle in eine Druckerei umbauen? Doch halt! Auch das ist ja sinnlos: Denn selbst ist der Selbstversorger! Die Küche wird durch einen Drucker ersetzt; und es wird dann auch nicht mehr gekocht, sondern eben nur noch gedruckt. Immer in der Hoffnung, dass kein Niemeyer in der Nähe ist.

Wir befinden uns, was den 3D-Druck betrifft, am hinteren Ende des Trends! Vor kurzem wurde in China eine riesige Villa mit über 1000 Quadratmetern in nicht einmal 48 Stunden gedruckt. Ein Drucker ersetzt ganze Branchen: Wie sollten Bauunternehmer auf solche Entwicklungen reagieren? Sich statt wie bisher über Bagger und sonstige Baumaschinen nun über Drucker informieren? Administratoren statt Bauarbeiter auf die grüne Wiese schicken?

Nun es gibt derzeit noch eine Lücke zwischen dem gedruckten Schnitzel und der gedruckten Villa. Während das Schnitzel tatsächlich vollständig auf den Teller gedruckt werden kann, gibt es beim Villen-Drucker noch ein Problem: Momentan druckt es nur vertikal, also von unten nach oben. Bei ebenen Flächen, die nicht irgendwo aufliegen, wie eben bei Zwischendecken und Balkonen gilt noch immer: Es druckt nicht! Mit oder ohne Niemeyer. Es druckt nicht.

Zumindest: noch nicht …

 

 

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