Working Out Loud – Eine neue Managementsau?

Die Chancen dieses Mindset-Wandels durch Working Out Loud bieten sich aber nur dann, wenn man die Methode probiert und praktiziert! Das ist übrigens sehr häufig so: Wenn man etwas konkret macht, dann sind die Erfolgsaussichten nachweisbar immer signifikant größer, als wenn man einfach nur darüber spricht. Selbst laut darüber zu sprechen ist nur eingeschränkt erfolgversprechend.

 

Und ab jetzt arbeiten wir laut – Working Out Loud 

Working Out Loud greift um sich und viele Unternehmen, vor allem große Unternehmen wie Siemens, Bosch, ZF oder Daimler, springen auf den neuen Zug, der da gerade durch die Managementlandschaft rast. Vielleicht eine ganz gute Idee dieses Aufspringen, denn das Prinzip dahinter ist wirklich gut. Dieses hat sich auch schon seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar schon seit Jahrtausenden bewährt: Einfach mal zum Äußersten greifen und miteinander reden. Das hat schon was Verwegenes …

Aber es stellen sich schon zu Beginn dieses verwegenen Ansatzes, nämlich einfach miteinander zu reden, zwei entscheidende Fragen:

  1. Über was soll ich reden?
  2. Mit wem soll ich darüber reden?

Das mag zunächst banal klingen. Das ist es aber nicht! Denn das Entscheidende, und das hat der Initiator des „Working Out Loud“ Ansatzes John Stepper richtig erkannt, ist doch, dass ich zunächst ein wichtiges Thema, ein Ziel, eine Idee – also eine Richtung habe, die ich dann laut formulieren kann. Und was hilft es, wenn ich zwar ein mir wichtiges Thema habe, aber keine Gesprächspartner dazu, die das erstens interessiert und die mir zweitens weiterhelfen können?

Daran sieht man: Ganz so einfach ist es nicht mit Working Out Loud, gerne auch kurz #WOL genannt. John Stepper war sich genau dieser Herausforderung bewusst und hat deswegen dafür Regeln erstellt und eine systematische Vorgehensweise erarbeitet. Denn mit System lässt sich dieses „Laut-miteinander-Reden“ erfolgreich etablieren. Das heißt: Working Out Loud ist, richtig umgesetzt, sowohl effektiv, als auch effizient! Doch ist es auch notwendig? Oder ist es wieder nur eine neue Sau, die durch das Managementdorf gejagt wird?

 

Working Out Loud: Warum?

Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung oder befinden sich mittendrin, gut gerüstet hochindividualisierten Anspruchsgruppen in hochdynamischen Märkten in einer hochvolatilen und hochambivalenten VUKA-Welt mit permanent hochtransformierenden Technologien entgegenzutreten. Dabei sind sich alle Beteiligten offiziell einig, dass starre Managementstrukturkrusten mit mindestens in Granit gemeißelten Dienst- und Entscheidungswegen über nordwandanmutende Hierarchiestufen unter Berücksichtigung ganz eindeutiger stacheldrahtumgebener Zuständigkeiten nicht gerade die High-Performance in Unternehmen darstellen. Das Problem dabei scheint zu sein: Es sind sich die meisten Unternehmenslenker und Führungskräfte eben nur offiziell darüber einig. Man ist sich auch offiziell darüber einig, dass der Klimaschutz wirklich wichtig ist. Aber offiziell einig sein hat nicht zwingend eine praktische Bedeutung und damit Konsequenz.

Working Out Loud soll dafür sorgen, dass aus einem „Offiziell“ eine konkrete Praxis wird. Es gilt in Unternehmen eine neue Kultur zu etablieren, die Nordwände abtragen, Stacheldrähte niederreißen und Verkrustungen aufweichen kann. Das ist ein hehres Ziel, das schon oft genau so formuliert und mit vielen Methoden angegangen worden ist. Das ist nicht von der Hand zu weisen. In diese Historie kann sich nun auch Working Out Loud einfügen. Es ist eine Möglichkeit mit großen Chancen.

Menschen in Unternehmen formulieren ihre Ziele, ihre Ideen, ihre Vorstellungen präzise; sie suchen sich ein kleines Netzwerk von Menschen, die für diese Ziele, Ideen, Vorstellungen von Bedeutung sein können. Stepper nennt sie Working Out Loud Circles. Die Menschen tauschen sich mit den Mitgliedern in diesen Kreisen, die eigene Ziele, Ideen, Vorstellungen haben, aus und entwickeln gegenseitig Verwirklichungsmöglichkeiten. Dazu treffen sich diese kleinen Netzwerke regelmäßig – persönlich oder virtuell – und berichten, befruchten und begleiten sich gegenseitig. Bis zum erfolgreichen Ende. Das ist die kürzeste aller möglichen Kurzformen.

Stepper hat dazu ein zwölf-Wochen-Programm vorgeschlagen, welches er in vollem Umfang öffentlich auf seiner Website zugänglich macht. Es lohnt sich hier tiefer einzusteigen.

Die Chancen dieses Mindset-Wandels bieten sich aber nur dann, wenn man die Methode probiert und praktiziert! Das ist übrigens sehr häufig so: Wenn man etwas konkret macht, dann sind die Erfolgsaussichten nachweisbar immer signifikant größer, als wenn man einfach nur darüber spricht. Selbst laut darüber zu sprechen ist nur eingeschränkt erfolgversprechend.

 

Working Out Loud: Wozu?

Unternehmen jeder Größe und jeder Branche haben sich den gegenwärtigen Herausforderungen zu stellen. Wie Siemens-Chef Kaeser vor einigen Tagen in einem Brief an den SPD-Parteivorsitzenden zutreffender Weise schrieb: „Die Digitalisierung wird die Wirtschaft mit einem Strukturwandel in einer nie dagewesener Weise verändern.“ Vielleicht ist „nie dagewesener Weise“ übertrieben, denn wirtschaftshistorisch betrachtet gab es schon auch noch andere Einschnitte. Trotzdem ist der bereits in voller Fahrt befindliche Strukturwandel, der sich viel komplexer gestaltet als manch einer vielleicht vermuten mag, von jedem Unternehmen zu meistern. Und genau hier muss ein neues Managementdenken einsetzen. Es wird schwierig, bis eher schlicht nicht mehr machbar sein, dass einige wenige (Spitzen-)Führungskräfte alle Fäden in der Hand behalten wollen – Fäden, die sich zum Beispiel als Mitzeichnungspflicht verkleiden.

Es ist notwendig, dass in dynamischen, flexiblen und trotzdem zuverlässigen, also in agilen Unternehmen führungs- und damit machtmanifestierende Entscheidungshierarchien aufgebrochen werden. Führung muss als Ermöglichung verstanden werden, als Dienstleistung. Working Out Loud benötigt genau dieses Verständnis und diese Unterstützung, um eine kulturelle Umgebung zu schaffen und zu etablieren, die flexibles, chancenerkennendes und -verwirklichendes, abteilungsübergreifendes Denken und dann auch Handeln zu ermöglichen. Aus einem aus Leitung und Abteilungen bestehenden Unternehmen wird ein komplexes großes Ganzes mit unendlich vielen Querverbindungen und daraus entstehenden Verwirklichungsmethoden – für Unternehmen und für Mitarbeitende! Und das bedeutet nun was?

 

Working Out Loud: ein agiler Nährboden

Das ist der Nährboden für kontinuierliche Verbesserung, für neue Ideen, für Experimente, für Innovationen, für Wissenstransfer, für Motivation und nicht zuletzt einfach für Spaß an der Arbeit. Diesen systematischen Versuch sollte sich jedes Unternehmen gönnen. Auch wenn damit erstens ein gewisser Kontrollverlust der Führung scheinbar einher geht. Zweitens ein Zeitaufwand betrieben werden muss für Themen, die die eigene Abteilung scheinbar nicht interessieren müssen. Und drittens Interna, die scheinbar niemanden außerhalb des eigenen Bereiches etwas angehen dürfen, öffentlich gemacht werden. Das stimmt irgendwie alles. Aber das ist eben ein solides Fundament der oft propagierten agilen Organisation: das Vertrauen in die Mitarbeitenden! Die Mitarbeitenden als Unternehmer im Unternehmen.

Ist Working Out Loud also eine neue Sau, die nun durch die Managementdörfer getrieben wird? Sagen wir mal so: Sie ist vielleicht nicht so neu, wie es scheint. Aber die Wege, die sie durch die Dörfer nimmt, sind neu und vielversprechend. Und genau deswegen sollten Unternehmen ihre Tore – wenn auch nur versuchsweise – öffnen, um sie mal hereinzulassen, die Sau. Ob man sie dann pflegt oder bald wieder schlachtet – das bleibt dann jedem Unternehmen selbst überlassen.

 

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