Pofallas Tollwut der Entscheidung

Das neue Jahr 2014 fängt ja gut an mit dieser Entscheidung.

Das ist nicht ernst gemeint. Ganz und gar nicht. Leider. 

Wer schon mal einen Vortrag von mir gehört hat, weiß, dass es darin auch um Entscheidungen geht. Ein wunderbares Beispiel für Entscheidungsfreude erleben wir in der Gegenwart.

 

Die Entscheidungen des Roland P.

Denn es geht um Ronald P., auch Pofalla genannt; das ist der, der bis vor einigen Wochen in Amt und Würden Kanzleramtsminister war. R. Pofalla zeichnete sich in der Vergangenheit vor allem durch Entscheidungswille, -freude, -mut und -wut aus. Gerne erinnern wir uns an seine Aussage, dass die NSA-Affäre vom Tisch sei. Während die ganze Welt irritiert ob dieses Skandals immer noch fassungslos in selbige blickt, steht da in Berlin ein Ronald, der entscheidet, dass das alles beendet sei. So stellt man sich Entscheidungsfreude vor.

Sicher ging eine wichtige Entscheidung voraus: nämlich die, dass Ronald P. für sich selbst entschieden hat, dass er sich nun mal als Komödiant versuchen möchte. Und was soll man sagen: Es ist ihm irgendwie gelungen. Zumindest lachen sehr viele.

Dann entscheidet sich Ronald P. dafür, diese Berliner Bühne zu verlassen, auf der so manches bedeutende Brett vertikal dort ist, wo es eigentlich horizontal sein sollte. Er entscheidet sich für mehr Zeit für die Familie in Zukunft. Der eine oder andere Sekundärkabarettist (das sind Kabarettisten, die sich über andere Kabarettisten lustig machen) ist aufgrund dieses Abgangs traurig. Die Masse ist das nicht.

 

Entscheidung für die Familie oder Entscheidung der Familie?

Und dann kommt es zu Entscheidungsvorgängen, von denen wir als Außenstehende nichts mitbekommen haben. Denn die nächste Meldung, die uns erreicht, ist: Pofalla wechselt in den Vorstand der Deutschen Bahn. Was ist passiert? Zwei Szenarien sind denkbar.

Erste Möglichkeit: Ronald P. gibt seine Entscheidung, mehr Zeit mit der Familie verbringen zu wollen, zuhause bei der Familie bekannt. Es folgt Entsetzen in der Familie. Die Familie entscheidet: Der muss wieder weg! Und sie sucht ihm einen Arbeitsplatz.

Zweite Möglichkeit: R. Pofalla kommt nach Hause, sieht seine Familie und entscheidet: Ich muss wieder weg. Das wäre verwerflich, aber eine mögliche Erklärung für die neue Entscheidung, die alte Entscheidung rückgängig zu machen.

 

Entscheidung für die Bahn – oder gegen sie?

Doch warum denn ausgerechnet die Bahn? Hat sie nicht schon genug mit Klimaanlagen, Heizungen und vor allem Verspätungen zu tun? Braucht es da auch noch einen Pofalla? Aber auch dafür gibt es eine Erklärung. Die Bahn war und ist seit Jahren Motiv und berechtigter Grund kabarettistischer, satirischer und einfach nur fassungsloser Erzählungen, Kolumnen, Pointen, Lieder – gar ganzer Bücher. Und das ist der Nährboden für einen aufstrebenden Komödianten … vielleicht ist das eine Erklärung für diese Entscheidung.

Vielleicht hat die Bahn aber auch nur einen Manager gesucht, der zu ihr passt. Und da erinnerte man sich im Spiegel 2010 gelesen zu haben: „Merkels Missmanager“; verknüpft mit der Aussage eines FDP-Regierungsmitgliedes: „Unter Pofalla herrscht Organisationschaos“ … Da wusste man bei der Bahn intuitiv: Pofalla fügt sich gut ins Gesamtbild ein. Er muss ganz einfach die richtige Entscheidung sein. Und die Zukunft tritt die Beweisführung an.

 

Dass bei der Bahn nicht alles schief läuft, das können Sie hier lesen.

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