Paraskavedekatriaphobie – eine Prophezeiung

Die Prophezeiung an sich ist meist düster. Besser ist dann „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Übersehen wird dabei, dass Schuster, die bei ihren Leisten geblieben sind, heute in der Mehrzahl mit ihren Leisten nicht mehr schustern – und bei Deichmann einkaufen.

 

Das Phobische

Der Titel verrät es schon: Es ist kompliziert!

„Phobie“ ist erstmal klar. Mit der oder dem „Paraskavedekatria“ wird es dann schon schwieriger. Was aber kann phobisch werden zum/zur Paraskavedekatria? Ganz einfach: Es ist die Angst vor Freitag, dem 13. Denn diese Angst, dass gerade an diesem Tag viel schiefgeht, gibt es tatsächlich. Viele kennen sie. Aber das heißt natürlich noch lange nicht, dass diese Vielen sich deswegen nicht mehr vor die Tür wagen; um dort vielleicht unter einer Leiter hindurchschreitend die Straßenüberquerung einer schwarzen Katze erleben zu müssen… oder doch? Und was hat das mit Innovation zu tun?

 

Das Bolognesige – Eine Prophezeiung für die Hose

Kleckert man an diesen Tagen, vor allem nach Erlebnissen mit Katzen und Leitern, dann auch noch beim Essen von Spaghetti Bolognese auf die neue, vorzugsweise weiße Hose: Schon hat sich bestätigt, dass das mit dem Freitag, der Leiter, der Katze, der Straße …, dass das mit der implizierten Prophezeiung alles einfach stimmt. Natürlich kleckert man auch so. Dazu braucht es keine Leitern, Katzen, Freitage und auch keine Prophezeiung. Dazu braucht man eben nur Spaghetti Bolognese. Aber so passt einfach alles zusammen: Man wusste, dass es so kommen musste. Es konnte gar nicht anders sein. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung hat sich tatsächlich erfüllt. Aber eben nicht unbedingt von selbst, sondern viel mehr mit der selbst vorgenommenen Zuordnung und Interpretation. Und nochmals die Frage: Was hat das alles mit Innovation zu tun?

 

Die Prophezeiung und die Innovation

Es verhält sich auch in Unternehmen mit der entsprechenden Denk-Kultur so ähnlich. Viele Unternehmen überlegen sich notwendiger Weise, wie sie sich für die Zukunft aufstellen könnten. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Ein systematischer, so einfacher, wie auch immer wieder unterschätzter grundlegender erster (!) Schritt wäre die berühmte Ansoff-Matrix. Die Fragen dazu lauten bekannter Weise: Wie können wir unsere Kunden mit neuen Produkten erreichen? Wie können wir mit unseren Produkten neue Kunden erreichen? Und vor allem (rechts oben!): Mit welchen neuen Produkten können wir neue Kunden erreichen? Um diesen einen Quadranten mit Leben zu füllen, muss das Unternehmen Wagnisse eingehen, experimentieren, unsicher investieren, probieren, kreativ und innovativ sein.

Mit der rhetorischen Frage „ob das gut geht?“, einer Denk-Kultur „was denn jetzt schon wieder?“ und der Prophezeiung „Das geht doch sowieso in die Hose!“ wird der Quadrant rechts oben verwaist bleiben. Doch genau dort befindet sich die Innovation!

Wird der Versuch dann doch unternommen, logischer Weise zaghaft, und dann auch nur ein einziges Mal, und dieser geht dann auch tatsächlich schief: dann hatte die eigene Prophezeiung recht und schon hat sich die Denk-Kultur wieder ein Stückchen mehr manifestiert. Das Innovative und die notwendige Innovationskultur rückt ein weiteres Stück in die Ferne. Dazu passend ist dann auch „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Übersehen wird dabei, dass Schuster, die bei ihren Leisten geblieben sind, heute in der Mehrzahl mit ihren Leisten nicht mehr schustern – und selbst bei Deichmann einkaufen.

 

Prophezeiung hin, Prophezeiung her: Das Lösende

Was also tun? Die Antwort ist theoretisch so einfach wie praktisch schwer: Machen! Probieren! Nach dem Hinfallen sofort wieder aufstehen! Denn natürlich gehen Experimente schief. Damit ist zu rechnen! Darum ist es ja auch so schwierig mit Innovationen! Unternehmen brauchen oft eine Art „Scheiter-Desensibilisierung“! Es gibt keine Garantie für den Erfolg, wenn man etwas probiert. Aber wenn man nichts probiert, dann gibt es mit Garantie keinen Erfolg! Das ist eine absolut sichere Prophezeiung!

Also: Ob nun Paraskavedekatria-Phobie oder nicht: Die Devise muss heißen „Probieren“! Starten Sie auch heute Experimente! Gehen Sie auch heute in Verhandlungen! Vereinbaren Sie auch heute Dates! Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir: Ich esse heute Abend Spaghetti Bolognese. Sicherheitshalber aber mit einer roten Hose …