Haben Sie so eine Maschine …

… mal da? – fragte Angela Merkel den Unternehmer und Geschäftsführer von Datawind, Sunseet Singh Tuli, beim Deutschlandforum 2015. Mit der Maschine meinte die Bundeskanzlerin einen Tablet-PC.

Tablet-PC und „Maschine“? Nun ja. Neue Technologien und Angela Merkels ganz eigene Nomenklatur dazu sind ja eine mittlerweile hinlänglich bekannte Sache. Aber diesmal liegt sie vielleicht gar nicht so weit daneben. Denn Sunseet Singh Tuli hat sich mit seinem Unternehmen Datawind auf die Herstellung von Tablet-PCs spezialisiert, deren Innenleben vielleicht doch dem Begriff von „Maschinen“ nahekommen. Das Unternehmen stellt her und verkauft Tablet-PCs überwiegend zum Preis von weit unter 50 Dollar.

Der ursprüngliche Hintergrund dafür liegt in dem Bestreben der Regierung Indiens, den auf mangelnde technische Ausstattung – weil teuer – zurückgeführten „digitalen Analphabetismus“ im eigenen Land zu reduzieren. Dieses umzukehren war und ist nach wie vor eine Art soziale Innovation: Der bessere Zugang zum Internet und daraus resultierende bessere Bildungsmöglichkeiten durch günstige Tablet-PCs. So weit, so gut. Ausschreibungen sollten dann dafür sorgen, dass die sehr günstigen Tablet-PCs in großer Anzahl in der indischen Bevölkerung subventioniert verkauft werden konnten; vorzugsweise an Studenten. Wie gesagt: Sicher eine gute Idee.

Das mit der Ausschreibung hat funktioniert. Datawind gewann. Das mit dem Umsetzen hat gar nicht funktioniert. Datawind lieferte zwar – die Frage war nur: was!? Testergebnisse bedurften keiner weiteren Interpretation: „Vollschrott“, „Totalausfall“ und Ähnliches mehr waren die vernichtenden Urteile. Natürlich kann man nun sagen: Was will man denn von Tablets für 35 Dollar schon erwarten? Diese Frage ist aber nicht legitim! Denn dass die Teile funktionieren, das kann und muss man erwarten können. Auch ein billiges Auto muss wenigstens selbstständig fahren und nicht nur geschoben werden können. Maschinen sind dazu da, dass sie funktionieren!

Das Projekt von Regierung und Datawind entwickelte sich zu einer Art Desaster und wurde deswegen sogar aufgehoben. Die frugale technische Innovationsintention „einfache günstige Tablets“ zur Realisierung der sozialen Innovationsintention „Bildung durch Tablets für alle!“ scheiterte an der praktischen Umsetzung durch Datawind. Aber die Idee, die war gut!

Doch aufgehoben ist manchmal eben auch nur aufgeschoben. Denn Datawind konnte einige Monate später ein Nachfolge-Tablet zu seinem ersten Versuch entwickeln, vorstellen und platzieren. Die Idee nahm nun wieder Gestalt an. Die größten Kritikpunkte konnten behoben werden; und mittlerweile entspricht das Preis-Leistungsverhältnis wohl dem, was man sich ursprünglich vorgestellt hatte: Zweckerfüllende Tablets für wenig Geld. Und so wurde Sunseet Singh Tuli zum Deutschlandforum 2015 eingeladen – als Mitbegründer einer Erfolgsgeschichte einer Innovation.

Inwieweit die Idee nun auch zum ursprünglich gedachten Ziel führt, das wird man erst in den nächsten Jahren sehen können. Zu wünschen wäre es der Idee allemal. Soziale Innovationen sind zwar immer schwer umzusetzende Ideen, aber eben auch immer lohnenswert.

Angela Merkel hatte nun beim Deutschlandforum 2015 auch eine Idee, die in Richtung soziale Innovation geht: Man könnte diese Maschinen auch in deutschen Schulen einsetzen… . Eine sehr gute Idee, wie ich finde; sofern die Schüler dafür ihre anderen Maschinen, diese Smartphones, mal zur Seite legen.