Die Wahl der Qual: An Tagen wie diesen…

Die Wahl: Es gibt Siege und Siege, Erfolge und Erfolge. Wenn der Erfolg aber falsch definiert ist, dann ist am Ende alles im Eimer – trotz Sieg. Das gilt für die Bundestagswahl genauso wie für den Alltag in Unternehmen.

 

Der Wahl-Sieg, ein Eimer Sangria und was nun? 

Ein Sieg! Ein solcher stimmt fröhlich. Da lässt man sich gerne mal dazu hinreißen, „An Tagen wie diesen“ zu brüllen – im Anzug und Krawatte oder Kostümchen. Und jeder hat eine Vorstellung davon, was nach dem Halbsatz „An Tagen wie diesen“ folgen könnte: „könnt ich einen Eimer Sangria trinken“, „könnt ich auch Xavier Naidoo hören, aber nur nach einem Eimer Sangria“, „könnt ich in Sangria baden“ und was nicht noch alles.  Ein Sieg ist einfach etwas Wunderbares – mit oder ohne Sangria. Seis drum! Und wie sollte es schon anders sein: Ein Sieg kann auch schrecklich sein…

Zum einen kann es sein, dass der Sieg nur mit vielen Verlusten zu erreichen war und zum anderen kann es aber auch sein, dass man nicht weiß, was man nun mit dem Sieg machen kann. Vor diesem Dilemma steht nun Siegerin Angela Merkel. Mit einem enorm beeindruckenden Sieg geht sie aus der Wahl 2013 heraus und kann – Stand jetzt – nichts damit anfangen. Also eigentlich sogar: gar nichts! Ihr bisheriger Koalitionspartner FDP hat nicht verloren; er hat sich eher pulverisiert (hier geht es zu den Ergebnissen der Bundestagswahl 2013). Und so könnte nach der gewonnenen Wahl Angela Merkel mit ihren Leuten schon wieder singen „An Tagen wie diesen“ – nur ab jetzt mit einer anderen Konnotation: „könnt ich einen leeren Eimer brauchen“ oder: „könnt ich mich in Sangria ertränken.“

 

Der Erfolg und das Gegenteil – nicht nur bei der Wahl

Und wieder zeigt uns das Leben, dass alles nicht so einfach ist, wie es schnell mal scheint. Es gibt Siege und Siege, Erfolge und Erfolge. Der Erfolg kann ein Erfolg und sein Gegenteil zugleich sein. Das gilt nicht nur für die Wahl! Denn wenn der Erfolg falsch definiert ist oder wird, dann ist am Ende alles im Eimer trotz Erfolg – mit und ohne Sangria.

In Unternehmen bieten sich hier bekannte Beispiele an. Geht es um das Thema Innovation, so wird sehr gerne die Anzahl der Patentanmeldungen für die eigene Innovationsfähigkeit angeführt. Das ist schon mal nicht schlecht. Aber was, wenn die Patente einfach niemanden auf dieser Welt interessieren? Wo ist dann die Innovation?

Nicht selten werden in Unternehmen Kennzahlen definiert oder vorgegeben, wie „Stückzahl“ oder „Umsatz“ oder „Anzahl von Leads“. Diese lassen sich hervorragend messen (siehe hierzu auch meinen Blogartikel zum Thema „Messen„) vielleicht in ihrer Absolutheit grandiose Erfolgsinterpretationen zu. Jedoch können diese Kennzahlen ganz grandios nach hinten losgehen! Mit Umsatz, mit Stückzahlen oder mit Leads alleine kann kein Unternehmen langfristig überleben. Sie verbuchen mit ihren Kennzahl-Vorgaben vielleicht riesige Erfolge; um anschließend dann vom Markt zu verschwinden. Verriegelte und leere Praktiker-Märkte legen hier ein trauriges Zeugnis ab. An Tagen wie diesen … so dachten sich sicher auch die von außen zuschließenden Mitarbeiter – nur waren hier ja dann selbst die Eimer schon verramscht.

Und so steht heute Wahl- und Prozent-Siegerin, aber Mehrheit-Verliererin Angela Merkel mit dem Siegerkranz um den Hals auf dem obersten Treppchen … und findet derzeit keinen Weg nach unten und keinen Weg nach vorne. Und niemand will so richtig mit ihr feiern. „An Tagen wie diesen“ hört man sie vielleicht wenigstens noch summen, „wünscht man sich, dass es bald Abend wird!“