Der Plan der Krokodile – eine Neujahrsgeschichte

Es war nicht abzusehen, dass ich gleich um die ganze Welt und durch die Zeit reisen würde und dass dabei der mir bisher unbekannte Plan der Krokodile eine Rolle spielen würde. Das alles begann in Deggendorf…  
Plötzlich steht Ingo vor mir; mitten im Trubel drumherum zum anstehenden Jahreswechsel auf dem Stadtplatz hier in Deggendorf. Und ich freue mich. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Das ist aber unerheblich: Ingo heute sieht aus wie Ingo vor einer ganzen Weile.
„Na, wie geht’s?“ frage ich ihn.
„Naja“, antwortet Ingo etwas verschmitzt, „es kommt darauf an, in Bezug auf was!?“
Natürlich hat er da recht und ich präzisiere: „2015 ist praktisch vorbei, 2016 steht an. Bist du zufrieden mit 2015? Was soll 2016 passieren? So was in der Art!“ Ich lächle ein wenig verlegen.
Ingo ist zwar nie der einfache, aber immer ein hochinteressanter Gesprächspartner.
„Ja ja, die ewig alte Frage nach dem „was war“, „was ist“ und „was wird sein“. Lass uns einen Kaffee dort im LaCrema trinken! Hast du Zeit? Natürlich hast du!“ Er lächelt mich an und schon sitzen wir und haben zwei Cappuccino bestellt.
„Wie gings 2015, wie wird 2016 … das ist so eine Frage. Du verstehst das, wenn ich das nicht so einfach beantworten kann, oder? Mir fällt dazu eine Geschichte ein, die mir mein Neffe Andreas vor kurzem erzählt hat:
Andreas war vor ein paar Monaten in Australien auf oder in einer Krokodilfarm. Sagt man da auf oder in? Naja, egal.
Andreas betrachtet die Krokodile in der weitläufigen Tümpellandschaft, sicher hinter dem Geländer des sehr stabilen Zauns. Es sind geradezu unzählige Krokodile – manche sieht man ganz, manche nur halb und von anderen sieht man nur die Augen aus dem Wasser glubschen. Massenweise liegen sie aber einfach nur da, das Maul aufgerissen; sie liegen in der prallen Sonne. Sie sehen aus wie aus Plastik. Andreas ist fasziniert und wahrscheinlich hat auch er den Mund offenstehen. Schon oft hat er Dokumentationen über Krokodile im Fernsehen gesehen. Und darum weiß er auch, wie gefährlich sie sind. Wie sie aus dem Wasser schnellen können, wie sie zubeißen können, wie sie ihre Beute unter Wasser ziehen können. Während er seinen Gedanken nachhängt, lehnt sich ein Mitarbeiter der Farm zu ihm an den Zaun.
„Sie sind schön, stimmts?“ fragt der Wärter Andreas.
Andreas dreht seinen Kopf und ist etwas verwirrt. Schön? Er war noch nie auf den Gedanken gekommen, Krokodile als schön zu bezeichnen. Aber naja. Vielleicht.
„Schön vielleicht schon. Aber sie sind auch sehr primitiv!“
Der Wärter schaut Andreas verdutzt an.
„Du meinst, dass Krokodile primitiv sind? Wie heißt du denn, mein Junge?“
„Andreas!“
„Dann hör mal gut zu, Andreas! Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte: Ich hatte einen Onkel, naja, eigentlich war er ein Großonkel, damals in Deutschland: Herbert.
Und Herbert war gut in dem was er tat. Er war Schriftsetzer und darin ist er geschickt. Herbert verdient in Berlin gut; so viel wie man eben als Schriftsetzer verdienen kann. Und er kann damit seine Frau und seine drei Kinder recht gut versorgen.
Herbert ist zufrieden.
Nein: Herbert war zufrieden.
Die Lage ändert sich derzeit rund um ihn, um seine Familie, in und um Berlin. Seit 1933 hat sich einiges verändert hier in Berlin – und das ist ja gerade mal eineinhalb Jahre her. Er setzt seit einigen Monaten andere Texte. Texte, die ihm bisweilen Angst, große Angst machen. Heute musste er wieder einen Text setzen, der ihm ein Würgen verursachte. Der Text handelt wieder davon, wie sehr Juden das Leben in Deutschland beeinträchtigen, negativ beeinflussen würden. Wieder so ein Text gegen Juden.
Herbert und seine Familie sind Juden.
Er hat gleich Feierabend, der Text ist fertig vorbereitet. Seine Arbeit mit dem Text ist abgeschlossen, aber sein Denken bewegt, kreist, ja, wirbelt weiter um den Text. Es wird anders. Es ist schon anders. Es ändert sich: Die Stimmung. Das Land. Das Leben. Es wird gefährlich. Er verlässt niedergeschlagen die Druckerei. Herbert geht durch abendlichen düsteren Nieselregen durch die Berliner Straßen. Nieselregen, der sich über die Stadt legt wie ein grauer ahnungsschwerer Schleier voller Unheil, der scheinbar überall und alles durchdringt. Ihn fröstelt.
Herbert kommt nach Hause, seine Frau und seine drei Kinder erwarten ihn schon freudig.
„Na, wie war die Arbeit heute?“ fragt sie ihn, während die Kinder an ihm zerren.
Was sollte er sagen? Wie immer? Oder sollte er die Wahrheit sagen, dass es immer schlimmer wird? Er sagt:
„Wir werden gehen, meine Liebe!“
„Wir werden gehen? Was heißt das?“ Seine Frau schaut ihn an.
„Wir werden Deutschland verlassen!!“
„Wir werden auswandern???“ fragt ihn seine Frau verwundert, ungläubig und entsetzt zugleich.
„Nein, meine Liebe, wir werden nicht auswandern, wir werden flüchten! Wir werden flüchten müssen!“
„Ist es schon so schlimm?“
„Ja. Und es wird schlimmer! Wir müssen weg!“
„Wo gehen wir denn hin?“ fragt Sophie, seine älteste Tochter, die neben ihm steht und zu ihm mit großen kinderunschuldigen Augen hochblickt. Sie ist sieben Jahre alt.
„Ich weiß noch nicht genau. Aber vielleicht nach Australien. Das ist weit weg von hier und dort soll es sehr schön sein!“
„Und warum gehen wir weg? Hier ist es doch auch schön!“
Herbert möchte ihr nicht sagen, dass auch er Berlin immer schön fand, aber dass sie hier nicht mehr sicher sein werden. Leider. Stattdessen erzählt er ihr von Hildegard, seiner vormaligen Nachbarin.
Hildegard war vermögend. Und fortschrittlich. Immer wenn sie etwas Neues hört oder sieht, dann will sie mehr davon wissen. Und letztlich, wenn ihr Interesse daran groß genug ist, will sie es auch haben. Und nun, sie steht am Fenster ihrer Villa und blickt auf die Straße, ist sie stolze Besitzerin eines … eines Automobils. Als die erste in ihrer Straße und vor allem als Frau. Auch wenn sie zugeben muss, dass die Anzahl an Automobilen seit letztem Jahr, also 1928, gefühlt sehr zugenommen hat. Aber das ist nicht von Bedeutung.
Ihr grünes Automobil glänzt in der Sonne! Sie ist stolz, wenn sie es so vor ihrem Haus stehen sieht. Genüsslich nimmt sie einen Zug aus ihrer Zigarette. Das Automobil ist ihr größter Coup bisher. Selbstverständlich werden die Leute nun noch mehr über sie reden. Vielleicht will sie das auch. Jedenfalls findet sie das nicht störend.
Ihr Nachbar zur linken Seite kommt draußen auf das, auf ihr Automobil zu. Hildegard zieht noch einmal schnell an ihrer Zigarette, drückt sie dann in ihrem Porzellanaschenbecher aus und öffnet ihre Haustür.
„Einen schönen guten Tag, Herr Nachbar!“
Der Nachbar dreht sich schnell zu ihr um; zu schnell. Es sieht nach Ertappt-worden-sein aus, obwohl es dafür keinen Grund gibt.
„Einen schönen guten Tag, Frau von Strack! Sie haben ein sehr schönes Automobil hier stehen! Sagen Sie, wer ist der Eigentümer dessen?“ Er sieht sie etwas ratlos an.
„Die Eigentümerin des Automobils, es ist ein Opel vier, bin ich, lieber Herr Schwarz! Hat es nicht eine ganz wunderbare Farbe?“
Das Automobil ist grün. Grün, wie ein Laubfrosch. Der Nachbar wirkt verwirrt. Ist Neid in seinem Blick versteckt?
„Das Automobil ist Ihres? Aber wozu brauchen Sie es gnädige Frau?“
„Nun, in der Hauptsache werde ich damit wohl fahren“, entgegnete Hildegard, nicht ganz unamüsiert.
„Aber wozu das? Es gibt Kutschen, Tram, Eisenbahn! Wozu brauchen Sie ein Automobil?“
Hildegard lächelte Herrn Schwarz an.
„Ihre Frage ist tatsächlich berechtigt. Aber ich erzähle Ihnen gerne, warum ich die Eigentümerin eines Automobils sein wollte. Und nun bin ich es. Herr Schwarz, darf ich Ihnen von einem Ausflug an die Ostsee erzählen. Dort habe ich Georg Entlitz kennengelernt. Es war im August vor drei Jahren.
Georg Entlitz sitzt auf der Bank vor seinem Haus in Anklam. Er hat ein kleines Feuer entzündet, obwohl es wirklich nicht kalt ist. Es hat um die 25 Grad, es herrscht Sonnenschein. Er starrt in das Feuer – und er scheint traurig zu sein. Eine Frau nähert sich, wohl auf einem Spaziergang sich befindend, seinem Haus. Er schaut auf und betrachtet die Frau von oben nach unten. Nicht abschätzend, einfach nur interessiert. Es handelt sich um eine sehr elegante Frau. Sie ist keinesfalls von hier; er würde sie sonst kennen. Auch sie scheint an ihm interessiert zu sein. Sie bleibt vor ihm stehen, sieht ihn an und stellt fest:
„Sie sehen traurig aus, guter Mann!“
Natürlich ist das ungewöhnlich, dass eine elegante Frau so alleine hier rumläuft. Aber es ist noch ungewöhnlicher, dass diese dann ihn, Georg, anspricht. Er weiß im ersten Moment nicht, was er antworten soll. Er hört sich aber sagen:
„Das bin ich auch ein wenig, gnädige Frau! Jedes Jahr am neunten August bin ich ein wenig traurig. Schon seit 30 Jahren. Und das wird wohl so auch bleiben. Aber sagen Sie: Wer sind Sie und was machen Sie hier?“
„Sagen Sie einfach Hildegard zu mir. Ich komme aus Berlin und wollte ein paar Tage zur Erholung hier auf und in der Nähe von Usedom verbringen. So hat mich mein Weg auch hierher geführt. Und nun stehe ich vor Ihnen.“ Die Dame lächelt Georg an. „Darf ich mich zu Ihnen setzen? Und Sie erzählen mir dann, was Sie an diesem Tag stets so traurig macht?“
Georg weiß nicht so recht, was er antworten soll. Er muss das aber auch nicht, denn die Dame namens Hildegard sitzt bereits neben ihm auf der Bank. Eine sehr forsche Frau, denkt er bei sich.
„Was bedrückt Sie? Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen?“
„Georg. Ich bin Georg. Ich habe auch schon mal in Berlin gelebt. Aber nicht so lange. Ansonsten lebe ich schon immer hier. Und seit 30 Jahren denke ich am neunten August an ihn, an unseren berühmtesten Bürger hier in Anklam. Kennen Sie ihn? Otto Lilienthal? Ich kannte ihn persönlich. Ich habe mal in seiner Motorenfabrik gearbeitet. Er war ein unglaublicher Mann. Wussten Sie, dass er mit seinem Bruder auch die Anker-Bausteine erfunden hat?“
„Nein, das wusste ich nicht!“ Die Dame ist überrascht. „Es ist eigenartig, dass das niemand weiß!“
„Weil Lilienthal nicht für seine Bauklötze berühmt wurde, sondern eben für seine Flugapparate. Die Idee seines Spielzeuges hat er verkauft. Aber sein Leben hat immer der Fliegerei gegolten! Und seinen Mitarbeitern! Wussten Sie, dass er seine Leute am Erfolg seines Unternehmens beteiligt hat? Ja, er war ein besonderer Mensch. Ein sehr besonderer Mensch!“
„Und am neunten August ist er wohl verstorben?“ fragt die Dame vorsichtig.
„Abgestürzt. Er ist an diesem Tag abgestürzt. Gestorben ist er einen Tag später. Am neunten August ist darum eine Ära zu Ende gegangen. Er hat gezeigt, dass die Wissenschaft nicht Recht behalten hat!“
„Was meinen Sie damit?“
„Die Wissenschaft hat festgelegt, dass der Mensch nicht fliegen kann – und ich habe ihnen allen bewiesen, dass er, der Mensch, dazu sehr wohl in der Lage ist! Das waren immer die Worte Ottos; waren!“
„Aber die Ära Lilienthal lebt doch weiter, Georg! Sehen Sie zum Himmel! Es gibt doch mittlerweile viele Flugzeuge!“
„Otto hat es nicht mehr erlebt! Er hat so viele Rückschläge hinnehmen müssen und doch hat er niemals aufgegeben. Er ist viele Wagnisse eingegangen und hat zuletzt mit seinem Leben dafür bezahlt.“
„Ja, das ist wohl wahr. Das ist traurig. Aber wissen Sie,“ setzt die elegante Dame fort, „ich glaube, dass Otto Lilienthal einen Traum gelebt und diesen Traum für uns alle auf den Weg gebracht hat.“
Georg nickt.
„Heute geht es immer weiter voran! Wir erschließen immer weitere Möglichkeiten! Dank Menschen wie Otto Lilienthal!“
Georg blickt fasziniert in die Augen seines überraschenden und vor allem nicht unattraktiven Besuchs.
„Das ist vielleicht eine ganz besondere Eigenart der Natur. Und wir Menschen gehören dazu. Wir schaffen Dinge, die eigentlich unmöglich sind: Die Natur und wir Menschen.“
„Sie haben wohl Recht, Hildegard!“
„Ein deutscher Dichter wird einmal sagen: Wir müssen das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. Das trifft auf uns Menschen und ganz besonders auf Menschen wie Otto Lilienthal zu! Das ist unsere Aufgabe! Er hat es geschafft!“
Georg macht nun einen zufriedenen Eindruck. Die Traurigkeit ist aus seinen Augen verschwunden.“
Herr Schwarz scheint zu ahnen, wohin die Geschichte führen sollte; trotzdem kann Hildegard noch den Zweifel in seinem Gesicht erkennen.
„Wissen Sie, Herr Schwarz, unsere Aufgabe ist es, uns weiterzuentwickeln. Dazu müssen wir alle unseren Beitrag leisten. In allen Bereichen. Und wenn es nur so etwas Einfaches ist, wie sich ein Automobil zu kaufen, obwohl es die Tram und die Eisenbahn gibt. Oder glauben Sie, dass die Steinzeit deswegen ein Ende gefunden hat, weil uns die Steine ausgegangen sind?“
Herr Schwarz ist betroffen. Er grübelt. Er ist gar ein wenig pikiert. Er fühlt sich wohl angegriffen. Er nickt kurz und knapp zu Frau Hildegard: „Frau von Strack, ich empfehle mich!“ Und er geht.“
„Weißt du, meine kleine Sophie, was ich dir damit sagen will?“
Sophie schaut mit großen Augen zu ihrem Vater.
Herbert versteht.
„Sophie, wir leben hier in unserer Welt. Das ist unsere Wirklichkeit. So ist es. Aber es muss nicht so sein. Es kann auch anders sein. Oder wir machen es anders. Ein schweizer Dichter wird einmal schreiben: Das Wirkliche ist nur eine Sonderform des Möglichen. Es gibt immer andere Möglichkeiten. Wir müssen uns nur trauen, sie anzufassen. Und so eine Möglichkeit wollen wir jetzt anfassen. In Australien.“
Ob Sophie ihn nun verstanden hatte, kann er nicht mit Sicherheit sagen. Aber die Augen seiner kleinen Tochter schauen zufrieden. Damit ist auch er zufrieden. Und: Er brauchte ihr ja nicht unbedingt zu sagen, dass sie wohl gar keine Wahl haben.“
Andreas versucht den Wärter zu verstehen.
Fasziniert hatte er zugehört.
Aber was hatte das alles mit Krokodilen zu tun?
Andreas fragt ihn genau das.
„Es ist so, dass wir Menschen sehr oft dazu neigen, andere Lebewesen, zum Beispiel Krokodile, aber auch andere Menschen, als nicht ebenbürtig zu sehen. Das ist ein großer Fehler. Wir sind alle ebenbürtig! Alle! Alle auf ihre Art! Nehmen wir zum Beispiel doch die Krokodile, die hier vor uns liegen. Sie gibt es schon seit Millionen von Jahren. Sie sind die letzten Dinosaurier und haben alles überlebt. Bis heute. Wir Menschen entwickeln uns zwar stets und auch schnell weiter; aber gegen die Krokodile ist die Menschheit eine Art Flüchtigkeitswitz. Verstehst du? Die Zeiten haben sich in den letzten Millionen Jahren oft und dramatisch verändert. Irgendwann sind wir dann einmal entstanden. Aber die Krokodile gab es da schon viele Millionen Jahre. Sie haben sich immer genau angepasst. Sie sind perfekt, Andreas, nicht primitiv! Wir können von Ihnen nur lernen! Und wer weiß: Wahrscheinlich werden sie auch uns Menschen überleben.“
Andreas betrachtet die vor ihm liegenden Krokodile plötzlich mit Ehrfurcht. Ja, da war was dran.“
Über meine Cappuccinotasse hinweg nehme ich zur Kenntnis, dass Ingo wohl fertig ist mit seinen Ausführungen. Ich bin etwas verwirrt und kann nicht so richtig nachvollziehen, was er mir denn nun sagen wollte.
„Und das heißt?“
Ingo schmunzelt.
„So richtig weiß ich das auch nicht.“ Er lacht. „Aber es ist doch so, dass wir nie in ein und derselben Umgebung, nie in unveränderbaren Situationen leben. Es tut sich immer etwas. Und auch in diesem Jahr hat sich wieder so viel getan. Und wenn ich zurückschaue auf dieses Jahr, dann bin ich ganz zufrieden, wie wir das alles wieder gemeistert haben. Wir waren gut, aber wir hatten es auch gut. Wir mussten uns immer wieder ein wenig anpassen, ja, aber immer nur ein bisschen. Und es ging immer weiter voran. Ja, doch, wir hier hatten es gut!
Und wie wird das nächste Jahr? Genauso! Es wird wieder gut werden!
Aber die interessante Frage ist: Wie wird es in 100 Jahren sein? Ist dir klar, dass wir Menschen nicht in der Lage sind, 100 Jahre im Voraus zu denken? Es ist nicht möglich. Stell dir das Jahr 1915 vor. Konnte sich dort ein Mensch vorstellen, wie 2015 aussehen wird? Keine Chance! Und deswegen werden wir uns weiter in kleinen Schritten voranarbeiten. Jetzt erstmal 2016. Ich freue mich darauf! Und wenn wir Glück und genügend Verstand haben, dann sind wir vielleicht mal so erfolgreich wie Krokodile. Vielleicht entscheidet sich das schon 2016. Wahrscheinlich aber nicht. Aber wer weiß das schon?“
Ich muss zugeben, dass ich fasziniert bin.
„Du, ich muss weiter! Es war schön, dich mal wieder zu treffen! Vielleicht trifft man sich ja bald mal wieder, hm?“
Ich bleibe sitzen und denke an uns Menschen und daran, wie sehr wir uns Jahr für Jahr bemühen. Was wir alles auf uns nehmen. Und welchen Unsinn wir aber auch machen. Und ich denke an Krokodile – und muss lächeln.
Ich wusste ja: Ingo ist kein einfacher, aber immer ein hochinteressanter Gesprächspartner. Jetzt ist er weg.
Ich sitze da, bin glücklich und freue mich aufs neue Jahr.