„Das Ende ist (m)ein Anfang!“

Meine beste Freundin wurde von ihrem Partner auf unsägliche Weise abserviert: Ein Ende, das sehr schmerzt. Es ist dann immer schwierig, tröstende und gleichzeitig aufbauende Worte zu finden, die über irgendwelche Plattitüden hinausgehen; wie: Das wird schon wieder, oder: Die Zeit heilt alle Wunden. Natürlich ist das in der Regel auch so, aber für die Gegenwart hilft das nur wenig. Und so steht man als Freund da, versucht dies und das und ist doch zumeist sehr hilflos …

Doch jetzt kam meine Freundin ein paar Tage später und meinte kurz und knapp: „Das Ende ist mein Anfang!“ Zugegeben ist dieser Spruch nicht ganz neu; aber es ist etwas Besonderes, dass es diesen Gedanken überhaupt in unserem Leben gibt und dass dieser Gedanke gerade von ihr, aus ihrem Schmerz heraus, gedacht wird. Und so erhält dieser Gedanke plötzlich sehr viel Kraft! Eine Umkehr findet statt: Aus Schmerz wird Energie! Und so wird aus einer Sackgasse eine Startbahn! Jetzt können neue Wege, Chancen, Möglichkeiten  gesucht, gefunden und gegangen werden. Energie, die sich aus Schmerz, aus Wut, aus Rachegefühlen, vielleicht auch aus Verzweiflung speist. Aus Ende wird realer Anfang. Und dazu wissen wir auch noch:

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!“ So lässt uns Hermann Hesse fest an den erfolgreichen und motivierenden Neubeginn glauben.

Was wäre passiert, wenn es dieses Ende nicht gegeben hätte? Eine kurze Antwort darauf: Nichts! Es wäre nichts passiert!

Und das ist nicht nur in der Liebe – oder eben „nicht-mehr-Liebe“ – so! Es gibt unzählige Beispiele aus der Geschichte, die uns lehren, dass zu so mancher Erfolgsgeschichte erst ein Ende notwendig war. Nicht, dass es immer eines Endes bedarf. Aber wenn das Ende sich nicht mehr verhindern lässt, dann ist die Entscheidung offen: Ende als Ende oder Ende als Anfang? Abgestiegene Fußballmannschaften, in Flutwellen untergegangene Häuser oder insolvente Unternehmen: Ende oder Anfang?

Ein Beispiel aus der Wirtschaft ist die Märkische Faser GmbH aus Premnitz in der Nähe von Berlin. Aus einer Insolvenz im Jahr 2001 wurde nach und nach, auch aus dem Glauben an sich selbst heraus, aus der „Märkische Faser GmbH“ ein erfolgreiches Unternehmen mit hochinnovativen strategischen Partnerschaften, internationaler Ausrichtung und mittlerweile weit über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: eine Erfolgsgeschichte aus vielen anderen, allesamt basierend auf einem Ende. Entscheidend dabei: Das Ende nicht fatalistisch als Ende zu betrachten, sondern als die notwendige Möglichkeit einen Anfang daraus zu machen.

„Das Ende ist mein Anfang“

Nicht nur, aber vor allem meiner Freundin gewidmet sei deswegen noch weiter Hermann Hesse:

„Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegen senden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“